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Zu Christi Himmelfahrt

„Wie im Himmel, also auch auf Erden!“ (aus dem „Vater unser“)

oder:

„Die Himmelsfrage“

Jedes Jahr zu „Christi Himmelfahrt“ taucht sie auf: „Weißt du, wo der Himmel ist….“?

Besonders beeindruckt hat mich diese Frage allerdings letztes Jahr im Sommer, als meine Mutter 4 Tage vor ihrem Tod diese Frage gestellt hat. Sie wurde 95 Jahre alt, hat so vieles in ihrem langen Leben erlebt und durchgemacht. Sie war immer tief gläubig und katholisch. Ein Leben lang hat sie sich mit Gott und all den Fragen, die das mit sich bringt, beschäftigt. Darüber haben wir in den letzten Jahren oft gesprochen.

An diesem Tag, mitten im Sommer, waren wir in Düren auf der Annakirmes und in der Annakirche. Beides gehörte für sie schon immer zusammen. Auf dem Heimweg von der Kirche wollten wir noch mal auf die Kirmes, aufs Riesenrad und zum Reibekuchenessen. Da wurden wir unversehens auf der Straße von einem Pastor gestoppt, mit dem wir von der Familie her seit vielen Jahren befreundet sind. Er lud uns zu einem Kaffee ein in seine Wohnung. Dort angekommen kam meine Mutter ohne Umschweife zur Sache. Endlich hatte sie mal einen Priester vor sich, mit dem sie persönlich sprechen konnte.

„Was mich schon so lange beschäftigt: Wie ist das mit dem Himmel? Ich denke da schon lange drüber nach und wollt‘ das immer mal ´nen Pastor fragen.“ (Im Original natürlich im feinsten rheinischen Platt gesprochen!) Unser Freund musste schlucken, schaute mich an, und verstand dann wohl die Dringlichkeit der Frage. „Wir beten das immer so mit dem Himmel,“ legte meine Mutter nach, (ursprünglich wieder rheinischer Dialekt), „und ich glaube auch, dass mein Mann im Himmel ist. Aber, wie kann ich mir das vorstellen? Da sind ja nicht nur die, die heute sterben. Da sind ja alle Verstorbenen, auch von früher! Wo sind die alle? Wenn ich so abends allein bin, dann denk‘ ich darüber nach!“

Zum Glück flüchtete sich unser Freund nicht in lange theologische Ausführungen über den Himmel: „Wissen Sie, Frau Müller, das mit dem Himmel, das ist schwierig. Ich glaube, der Himmel muss in mir, in jedem von uns sein. Dann brauchen wir ihn anderswo nicht mehr zu suchen.“ (So oder so ähnlich hat er das formuliert.)

Damit gab sich meine Mutter zufrieden. Wir sind dann bald nach Hause. Und meine Mutter hat sich wenige Tage danach auch auf den Weg gemacht in ihren, in unseren Himmel. Dort finde ich sie immer, wenn ich sie brauche.

Und jetzt ist wieder Christi Himmelfahrt. Wo ist Jesus hin? Und wie geht das? Oder sollten wir besser fragen: Ist Jesus in Deinen Himmel aufgefahren? In Dein Herz, wo er seinen Platz neben seinem Vater im Himmel gefunden hat? Gott und Jesus in mir und ich mitten drin im Himmel, hier auf der Erde. In mir, in Dir, in allen!? Davon bin ich, sind wir wohl noch ein ganzes Stück entfernt. Das müssen wir, wie seine Freunde, erst noch verdauen, erfahren.

Aber, wie sehr könnte ich / könnten wir das gebrauchen, gerade jetzt. Dann wäre es ja nur eine Frage der Zeit, bis wir alle von seinem Geist ergriffen, angestachelt, angefeuert werden, unsere Welt, die Erde zu gestalten. „Wie im Himmel, also auch auf Erden!“ Himmlische Aussichten auf dem Weg aus der Corona-Krise. Es wäre so schön, wenn wir mit Jesus, mit Gott in unserem Herzen das Ganze gemeinsam angehen würden, damit wenigsten ein kleines Stück Himmel wahr werden kann. Nur ein wenig mehr Frieden und Freiheit und Bewahrung der Schöpfung würde so vielen Menschen den Himmel auf die Erde bringen. Da hat Jesus nicht zu viel versprochen.

 

Unser Kronzeuge (H.D. Hüsch, Das kleine Buch zwischen Himmel und Erde)

Herr und Gott, Jesus Christus
unser aller Hoffnung, Kronzeuge unserer Träume vom gerechten und schuldlosen Leben
der du uns unser Versagen nicht nachträgst,
sondern uns all unseren Hochmut vergibst
wir wünschen dir mit all unseren wunden Herzen eine gute Reise.
Sieh uns, die wir hier versammelt stehen 
und deine Auffahrt verfolgen.
Wir wissen nicht wann und nicht wo,
aber wenn du die Arme erhebst und gen Himmel fährst,
sieh uns noch einmal an, damit du uns nicht vergisst,
denn wir sind ohne dich verraten, verkauft und verloren.
Bleib uns gnädig und erbarme dich unser, erbarme dich.

 

Weitere schöne Gedanken und besonders Geschichten zu „Himmel und Erde“ finden Sie in den kleinen Büchern von H.D. Hüsch:

  • Das kleine Buch zwischen Himmel und Erde (tvd- Verlag 2003)
  • Das kleine Buch aus heiterem Himmel (tvd-Verlag 2004)

Und dann gibt es ja auch noch die schönen „Himmelslieder“:

  • Weißt du, wo der Himmel ist
  • Der Himmel geht über allen auf (altes Gl 042)
  • Wo Menschen sich vergessen (Gl 823)

Bernhard Müller