Archiv der Kategorie: Gedanken & Gebete

Hoffnung – Glaubensgedicht

Mitteilung von Pastor Schnitzler – klicken Sie auf den Link!


Hoffnung – Glaubensgedicht

Ein Licht im Tunnel, das Ziel kurz zu seh´n;
ein Riß im Eis, der Frost wird vergeh´n;
eine Wolke am Himmel in sengender Glut;
ein kleines Lächeln nach schrecklicher Wut;
eine blühende Blume im dürren Feld;
Menschen mit Hoffnung in einer vergehenden Welt.

Gewiß und versprochen, doch noch nicht zu begreifen;
der Zug wird kommen, man hört ihn schon pfeifen;
angefangen, begonnen, doch noch nicht vollendet;
unterwegs ist die Hilfe, schon lang´ abgesendet;
ein Loch in der Mauer, frische Luft im Gestank;
ein Lied in der Trauer, statt Klagen ein Dank.

Hoffnung belebt und Hoffnung bewegt.
Hoffnung macht stark und Hoffnung trägt.
Hoffnung auf Gott erweitert den Blick
über Leben und Tod hinaus um ein kräftiges Stück.
Hoffnung auf Gott ist Hoffnung, die bleibt;
Hoffnung, die selbst der Tod nicht zerreibt.

Hoffnung auf Gott kann der nur versteh´n,
der lernt, an Gottes Hand froh zu geh´n.
Hoffnung auf Gott werden ein Stückchen versteh´n,
die sehen, wie noch heute Gottes Wunder gescheh´n!

Autor: Joachim Krebs, 2005

 

ERINNERUNGEN – Sankt Martin fällt nicht aus

Keiner geht mit einer Laterne,
Und keine Laterne mit mir,
Da oben leuchten die Sterne,
Doch unten ist keiner hier. 
Kein Licht ist an, Corona ist dran,
Rabimmel, rabammel, rabumm (bumm, bumm)    

(in Anlehnung an ein bekanntes Lied)

 

Tja, St. Martin, Nikolaus und ähnliche Feste wird es in diesem Jahr wohl nur in sehr abgewandelter Form geben, wenn überhaupt. Was geht? Was geht nicht? Das sind auch hier die Fragen, die Herausforderungen an uns alle. Wo kommt in diesen dunklen Zeiten ein Lichtlein her? Und schon sind wir ja genau bei der Sache. Lichtlein, Lichtblick – St. Martin – da war doch was?

Es gibt da so Geschichten, Erzählungen, ganz alte Legenden, die seit Jahrhunderten in christlichen Gegenden weiter gegeben wurden und werden. Vielleicht können die auch gerade in diesem Jahr ein wenig Licht schenken, kleine aber helle Lichtblicke sein.

Jedenfalls scheint es, dass diese Geschichten eine besondere Anziehungskraft hatten und haben auch für Leute „von außerhalb“. Deshalb werden sie Jahr für Jahr erzählt, gesungen und gespielt, wie schon gesagt seit Hunderten von Jahren, auch und gerade in den dunkelsten Zeiten. Davon gab es hierzulande sehr, sehr viele. Besonders auch den verzweifelten und einsamsten Menschen waren sie gewidmet, auch davon gab es und gibt es noch viel, viel mehr, auch heute.

Eine dieser Erzählungen, die mir spontan einfällt:                                                                   

Da war einmal ein junger Mann, der im Alter von 15/16 Jahren zum Soldat des römischen Kaisers ausgebildet wurde. Die Geschichte ist also sicherlich schon vor 1600 Jahren passiert und wird seither so oder ein wenig anders erzählt. Er war aus guter Familie, hat den Beruf des Vaters gewählt und hatte als Reitersoldat im römischen Heer eine gute Position, eine gutes Auskommen und eine hervorragende Ausstattung. Seine Karriere war ihm vorgegeben. Als junger Offizier stand er hoch in Kurs. Das einzige Manko seines Berufs war wohl der Krieg, die Schlacht, der Kampf mit all seinen schlimmen Erfahrungen und gewalttätigen Aktionen. Doch das alltägliche Leben als Ritter des Kaisers ließ sich genießen.

So ritt dieser Reitersmann, mittlerweile wohl an die 20 Jahre alt, eines frühen Abends im Winter durch den Schnee, in voller Uniform, gut geschützt gegen die Kälte und den böigen Wind von dem weiten, roten Mantelumhang der römischen Legionen. Schon von Weitem sah er am Wegesrand ein kleines Holzfeuer und, als er näher kam, im Schnee dabei einen Mann sitzen, ärmlich gekleidet, in eine zerrissene Decke gehüllt.                                                        

„Was ist denn mit dem los?“ wird sich unser Soldat wohl gefragt haben. Vielleicht sogar „Pack!“ oder „Lumpenpack!“ Vielleicht hat ihn das auch gar nicht so sehr aufgeregt, denn solche Begegnungen gehörten derzeit zu den alltäglichen Begebenheiten.

„Was ist denn mit mir los?“ Dieser Gedanke schoss unserem Soldaten – er hatte übrigens auch einen Namen: Martin hieß er, wie jedem wohl schon klar ist, – sicherlich durch den Kopf, denn unmerklich und ungewöhnlich lenkte er sein Pferd zum Feuer hin und hielt es bei dem armen Kerl sogar an. Dann stieg er ab und – so wird es Jahr für Jahr bei uns und überall erzählt und gesungen, – zog seinen Mantelumhang vom Rücken, nahm sein Schwert und teilte den Mantel in zwei Stücke. Das eine Mantelteil gab er dem Bettler im Schnee, das andere zog er sich wieder über. Dann stieg er auf sein Pferd verließ den Bettler und diese unwirkliche Szene.

Von da an wurde für diesen Soldaten Martin alles anders, änderte sich sein Leben vollkommen. Noch in der gleichen Nacht soll er einen Traum gehabt haben mit einer sonderbaren Begegnung. In diesem Traum war Jesus bei ihm und hat ihm die Begebenheit am Feuer aus seiner Sicht erklärt.                                                                                                            

Jedenfalls wurde von einem Tag auf den anderen aus dem Soldat Martin ein Mensch, der sein Herz für andere öffnete. Er legte die Uniform ab und ging mit offenen Augen und offenen Händen durch die Welt seiner Zeit. Dazu gibt es viele weitere Geschichten, die in vielen Büchern aufgeschrieben sind, in Liedern besungen werden und heute im Internet auf vielerlei Seiten gesammelt sind. Sie sollen und wollen jedes Jahr erzählt oder gesungen werden von diesem Martin, der später Bischof wurde und bis heute für uns alle der Heilige (Sankt) Martin ist. Zu seinen Ehren finden alljährlich die großen und kleinen Martinszüge statt mit tausenden, leuchtenden Laternen.

Diese Erzählungen sind wie die Lichter, die zu seinem Namenstag am 11. November zum Martinsfest angezündet werden. Lichter anzünden und Laternen basteln, das geht auch in diesem Jahr 2020, auch wenn der Martinszug ausfällt. Stellen/ hängen Sie die Laternen ans / ins Fenster zur Straße hin oder auf Ihren Balkon. Dann geht der Martinszug mal nicht mit den Laternen am Haus vorbei, aber alle können an den Martinslichtern an ihrem Haus vorbei gehen. Das wird sie an den St. Martin und sein Licht, das bis heute in unsere Tage leuchtet, erinnern.

Oder die ganze Familie macht sich mit Laternen (selbst gebastelte!) im Dunkeln auf den Weg, einmal um den Block vorbei an den Martinslichtern in den Häusern, am Abend des 11. November 2020, (natürlich die Corona-Regeln beachtend!). 

Ich (wir) geh(n) mit meiner Laterne                             
und meine Laterne mit mir.                                                   
Da oben leuchten die Sterne                                          
hier unten leuchten wir.                                            
St. Martin ist dran, wir gehen voran,                       
Rabimmel,rabammel, rabumm (bumm, bumm)                                                               

(BM 25.10.2020)                                                                                                                

Zum Namenstag von Johannes dem Täufer

Liebe Freundinnen und Freunde!

– zum Namenstag von Johannes dem Täufer – 24.Juni 2020 – denn da beginnt der Sommer ja erst richtig –

Sommerzeit – Ferienzeit – Urlaubszeit

Auch die, die in diesen Wochen keine Ferien, keinen Urlaub haben, freuen sich normalerweise auf die langen, warmen, oft ruhigen Sommertage. Das war in den letzten beiden Jahren durch die Trockenheit und die allzu große Hitze oft schon problematisch und hat vielen verdorben, diese Jahreszeit zu genießen. In diesem Jahr stehen für viele von uns noch mehr Fragezeichen im Vordergrund, Fragen und Probleme, die uns seit Monaten und in der kommenden Zeit von dem unheilvollen Virus aufgezwungen werden.

Dabei haben wir alle eine Zeit der Entspannung, der Ruhe, der Erholung dringend nötig glaube ich. Es gibt wohl keinen, den die letzten Wochen nicht unter Druck gesetzt haben.                                                                                            

Wie wichtig eine „Ruhephase“, eine „Pause“, ein „Abschalten“ ist, das erfährt Jesus auch, wie uns der Evangelist Matthäus im Evangelium vom kommenden Sonntag berichtet (Mt 14, 13 – 21).  Als er die Nachricht von der Ermordung  des Täufers erhält, zieht er sich an einen einsamen Ort zurück. Er will allein sein, muss damit fertig werden, diese Botschaft verarbeiten.

Wie sehr wünscht sich das nicht jeder von uns auch: mal abschalten und abschalten können –  so als wäre unser Leben, alles, was so passiert, was wir erleben, ein Film im Fernsehen, – mal eben abschalten, ausschalten, und schon ist alles vorbei. Irgendwann schalte ich dann wieder an und schon läuft ein anderer Film.

In der Realität ist das allerdings nicht möglich. Das Leben in all seinen Facetten, Herausforderungen, Erlebnissen und Erfahrungen fordert uns unaufhaltsam weiter. Es hat keinen „Abschaltmechanismus“.

Das erfährt auch Jesus, denn der Versuch, allein zu sein, wird schnell unterbrochen, abgebrochen. Es folgt die „Speisung der 5000“. Denn viele, viele tausend Menschen sind auf der Suche nach Jesus und dem, was er ihnen zu sagen und zu geben hat. Als sie ihn finden, gibt er ihnen das, was sie, was jeder braucht, Heilung und Nahrung, Brot für den Körper und Brot für die Seele. In der einsamen und abgelegenen Gegend ist diese Nahrung für die vielen tausend Menschen notwendig. Anstatt die Leute fort zu schicken, damit sie sich selber versorgen, und er endlich seine Ruhe hat, fordert Jesus sein Freunde auf:

„GEBT IHR IHNEN ZU ESSEN!“
Antwort: „Wir haben nichts, nur fünf Brote und zwei Fische!”

„Wir haben nichts, nur ………. !“ Das könnte, das ist auch so oft unsere Antwort, besonders heute in diesen Tagen und Wochen. Es heißt ja nichts anderes wie: Lasst mich in Ruhe, hab‘ selber genug Sorgen! Was kann ich schon machen! Das Bisschen von mir, – erstens brauch‘ ich es selber, und zweitens reicht es ja doch nicht! Was soll ich schon haben, geben können!? – vielleicht sogar: Soll doch jeder für sich selber sorgen!

An dieser Stelle möchte ich Sie / Euch alle an die Anfangszeit von Corona bei uns erinnern: Was war in den letzten Märzwochen und im April nicht alles möglich, eine „Neubesinnung“ auf Gemeinschaft und die Werte, die Kraft der Solidarität. Und jetzt im Sommer: eher die Suche nach Einsamkeit, nach Ruhe, nach: Lasst mich in Ruhe! Rückzug und Sehnsucht nach all dem Altbewährten, nach Sommer, nach Sonne, Meer, Strand, Reisen, nach Leben „wie Gott in Frankreich“!!! Dass das alles nicht so ohne Weiteres möglich ist, ist schwer zu ertragen. Das wir nur wenig machen können und zu bieten haben, und uns gleichzeitig wenig angeboten werden kann, ist kaum auszuhalten.

Doch Jesus nimmt das Wenige, das vorhanden ist. Auch alles das ist ein Geschenk eine Gabe Gottes. Er reicht voller Dankbarkeit dem Vater im Himmel und lässt es dann an alle verteilen. In kleinen Gruppen haben sie sich mittlerweile nieder gelassen. „Und alle aßen und wurden satt!“ – und es blieb noch körbeweise übrig! Wie wunderbar, wie wundervoll kann doch das Leben sein, wenn wir das miteinander teilen, was jeder geben kann, will.

Die große Frage ist: Was haben wir, was habe ich zu bieten?  Was kann, will ich beitragen, damit nicht nur jeder für sich, damit wir miteinander weiter kommen? Damit wir zusammen im Sommer vielleicht das fortsetzen, was im Frühjahr begonnen wurde? Immerhin ist ja möglich, sich wieder zu treffen in kleineren Gruppen unter Beachtung der „Regelungen“. Wir sind nicht mehr im „Lock down“, eingeschlossen, verschlossen zu Hause, im Haus. Wir können, wir sollen, wir dürfen miteinander sprechen, spielen, was unternehmen, singen, uns treffen. Und da kann doch jeder was dazu beisteuern. Sich miteinander in Ruhe und ganz entspannt niederlassen in kleinen Gruppen und einfach das teilen, was jeder beisteuern kann. 

Vielleicht, ja vielleicht schenkt uns der Sommer, schenken wir uns, schenkt uns der liebe Gott, diesen Sommer, diese Ferien, diese Entspannung so, dass „alle satt werden“, um voller Kraft und Energie neu anzupacken. Das geht wohl nur miteinander, denn alleine wird jeder nur „in seinem Saft in der Sommersonne braten“ und sich um sich selbst drehen.

Eigentlich brauchen wir nur dem Beispiel von Jesus folgen. Dann kann auch bei uns das Wunder wahr werden: Das Wenige, das wir beisteuern können, teilen, dann werden alle satt, dann wird das ein ganz bemerkenswerter Sommer! – Nebenbei bemerkt, ist das bei uns ja gar nicht soooo wenig, es gibt sicherlich viele andere Menschen, die unter ganz anderen Voraussetzungen ihr Leben meistern müssen.

Wir sehen uns! Ich wünsche Euch / Ihnen allen ruhige, erholsame, bereichernde Sommertage!

Bernhard Müller (am Johannistag, 24. Juni 2020)

Dreifaltigkeit – zum Sonntag

Da fällt mir gerade, – ein Blatt Papier liegt vor mir auf dem Tisch,- auf und ein:

Wenn ich dieses Blatt Papier falte, zum Beispiel zwei Mal, so wie ein Blatt, damit es in den Briefumschlag DinA4 lang passt, dann habe ich doch eine „DREIFALTIGKEIT“! Jedes Mal, wenn ich das Blatt Papier, einen Briefbogen so falte, zwei Mal, dann entstehen drei Abteilungen des einzelnen Bogens, zusammengefaltet, zusammengelegt. Ich kann das Blatt auseinander ziehen und wieder zusammenfalten, es ist und bleibt ein Blatt. Es bleibt, es gehört zusammen.

Es ist, bleibt das Blatt Papier selbst. Es wird beschrieben oder bemalt oder bedruckt mit Wörtern, mit Bildern, mit Zeichen und vielleicht vielem mehr. Und das Geschriebene, Gemalte, die Zeichen haben eine Aussage, einen Inhalt, eine Mitteilung, die auf diesem Blatt festgehalten (verewigt) ist. Aber alles gehört zusammen: Blatt, voll oder leer, Gestaltung darauf, Inhalt!

Und dazu gefaltet: Fertig ist die Dreifaltigkeit:

  • Gott, der Schöpfer, der Vater – die Grundlage, durch die, auf der alles geschieht, passiert;

  • Gottes schöpferischer Geist – der alles entstehen lässt, immer und immer ausdrückt, in Formen, Gestalten, Natur, in und durch uns Menschen;

  • und Gottes Sohn – der die Beziehung, die Geschichte Gottes zu uns Menschen lebendig macht, mit uns und in uns lebt; da, wo wir von ihm erzählen, malen, berichten, da ist er weiter lebendig: „Ich bin bei euch!“

Und alles auf einem Blatt, unzertrennbar, gestern, heute und morgen.

Dazu noch ein Gedanke:

Natürlich ist das alles nur ein Vergleich, ein Gedankenspiel, unzulänglich, aber ein wenig verständlich, um dieses schwierige „Glaubensgebilde“ der Dreifaltigkeit zu erklären. Dieser Versuch aber sagt mir noch etwas zu meinem, zu unserem Umgang mit Gott in seinem ganzen Umfang:

Als Mensch halte ich das Blatt, das gefaltete, in der Hand. Wie schnell, unüberlegt und fahrlässig habe ich ein solches Blatt zerrissen, im Papierkorb entsorgt oder sogar verbrannt. Wie schnell, unüberlegt, vielleicht fahrlässig habe ich die Beziehung zu Gott aufgelöst, ihn für mich entsorgt, mich seiner entledigt. Dabei ist diese Beziehung für jeden von uns weitaus bedeutsamer als dieser Vergleich mit einem zweimal gefalteten Blatt Papier vermuten lässt. Diese Beziehung betrifft alles, was mein Leben und die Werte, nach denen ich lebe, ausmacht. Und damit auch alle anderen Beziehungen, in denen ich lebe.

(Do. 04.06.2020 Bernhard Müller)

FISCHFANG – zum Zweiten, – damit es weiter gehen kann! (Joh 21, 1 – 14)

Da hatte ich diese wundersame Geschichte doch fast vergessen, verpasst, um es genauer zu sagen. Erst eine Mail mit einem Hausgottesdienst und Impulsen zum kommenden Sonntag von einer lieben Kollegin hat mich aufgeweckt und die Geschichte vom 2. Fischfang am See Genezareth wach gerufen. Die passt mal wieder, gerade jetzt, wo alle Welt und eben auch ich so sehr darüber nachdenke, wie es weitergeht, nach Ostern, in den Alltag hinein und überhaupt mit allem.

Wie kann in der ganzen Corona-Krise weiter ein Kontakt stattfinden, so bitter nötig für so viele? Wie und was geht überhaupt? Zur Zeit? In Zukunft? Was kann, soll neu anders, wieder so werden, wie es einmal – noch vor 5 Wochen war? Da gibt es so viele Fragezeichen?????????????

Und die Antwort, mein Freund, weiß ganz allein der Wind? – um das mit Bob Dylan zu befragen.

Wir alle, auch unsere Politiker und zusehends sogar alle, alle Corona-Experten fischen doch nur im Trüben – wenn wir überhaupt noch oder schon fischen, und uns nicht einfach dem unsäglichen, unerfindlichen Schicksal überlassen. Aber fragen, fischen, wird man doch sicherlich dürfen.

So ziehen sich unsere „Apostelfischer“ in aller Stille zurück an ihren See, dorthin, wo sie hergekommen sind, raus aus der Aufregung und dem Trubel von Jerusalem. Sie tun, was sie gelernt und bis zum Tag X ,- siehe Fischfang eins ( Lk 5, 1-11) – Nacht für Nacht getan haben: Fischen, im Dunkel der Nacht, in der Stille und Einsamkeit des Sees. Rückzug auf der ganzen Linie!

Nach mittlerweile 6 Wochen „Lock down“, Stillstand: wie sehnt sich doch jeder, wirklich jeder nach dem alten Status, nach unserer so gewohnten, normalen Welt mit allem Drum und Dran und Hin und Her, schön und herausfordernd, aber auch fragwürdig und krank machend. Fast sehnsüchtig fragen wir danach und werfen unsere Netze aus, ohne zu wissen, was sich darin noch alles wieder einfangen lässt. Kann es nicht wieder so werden?

Jeder weiß: Es wird anders sein! Es wird anders kommen! Aber keiner sagt uns, kann uns sagen, was sein wird, was auf uns, auf mich zukommt. Wie werden wir mit dieser Herausforderung fertig? Körperlich und seelisch? Wenn man sich wenigsten auf die alte, solide Basis zurückziehen könnte! Doch die ist futsch! Corona sei Dank!

Da hatte es das kleine Häuflein von Apostelfischern sicherlich besser auf ihrem Fischerboot, als sie spüren: Das klappt ja gar nicht mit dem Fischen! Der „alte Weg“, das, was früher war, ist nicht mehr da! Und eigentlich hatten sie ja längst eine andere Aufgabe, eine andere Laufbahn eingeschlagen. Die wurde ihnen doch von einem gewissen Jesus anvertraut: Menschenfischer! Er hatte sie sogar persönlich über einen längeren Zeitraum eingeführt in diese „hohe Kunst“, das Menschen-Fischen von der Pike auf gelehrt. Und er lässt sie auch jetzt nicht, wie versprochen damit allein. Ohne Vorwarnung taucht er mal wieder bei ihnen auf. Schon läuft das mit dem Fischfang wie geschmiert, und auch mit ihrer Erinnerung daran, was sie mit Jesus und von ihm alles erfahren und erlernt haben. Alles, was wirklich wichtig und notwendig ist, das ist vorhanden:

Das Feuer:

  • entweder brennt es in uns, bringt uns auf Tour, sorgt für Ideen, Esprit, Inspiration (oder es passiert gar nichts);
  • im Feuer erkennen wir auch den, der uns immer nahe ist, seit uralten Zeiten, den, der gesagt hat: „ich bin da“, ich bin nah und gehe mit Dir/Euch;
  • aufgepasst auch, denn das Feuer ist auch gefährlich, und nicht so ganz ohne;

Das Brot und die Fische:

  • für das gemeinsame Mahl, Symbol der Gemeinschaft, Freundschaft, Familie;
  • Nahrung für den gemeinsamen Aufbruch, und Kraft, für den Weg, den wir gehen, um der Aufgabe gerecht zu werden;
  • für uns Christen auch Zeichen und Ausdruck der Gegenwart Jesu, der mit uns geht;

Schon ist es nicht mehr ganz so schwer, in das „Neue“, das Unbekannte aufzu-brechen, los zu gehen, trotz aller Fragen. Wenn wir das miteinander tun, uns an den Händen halten, als Gemeinschaft, als kreative Menschen, mit Ideen, mit Inspiration, einer für alle, alle für einen, dann können wir das Neue, das, was vor uns liegt, angehen. Auf diesem Weg ist Jesus mit im Boot, erfahren wir, wie wir mit unserem Gott die Welt neu gestalten können. Fangen wir an!

P.S.: Das alles können wir nicht, das dürfen wir nicht denen überlassen, die jetzt schon darüber nachdenken und daran arbeiten, „ihre Netze auswerfen“, um aus dem Ganzen ihren Profit zu schlagen. Sie stellen schon lange die Weichen, um alle, die im Trüben fischen, die Trübsal blasen, sich aus Angst zurückziehen, für ihre Zwecke einzuspannen, sie zu übervorteilen und auszunutzen. Pass auf, dass du denen nicht ins Netz gehst!

B.M.

Wo Menschen sich vergessen …

Liebe Freundinnen und Freunde!

Der kommende Sonntag, der 29. März, der 5. Fastensonntag, hat bei uns seit vielen, vielen Jahren auch den Namen „Misereor-Sonntag“! An diesem Sonntag bittet das kath. Hilfswerk Misereor uns um eine großzügige Spende. Diese Spendengelder werden seit über 50 Jahren überall dort in der Welt eingesetzt, wo Menschen in katastrophalen Lebensumständen ihr Leben fristen.

In diesem Jahr kann sicherlich jeder von uns sagen: „Ich hab‘ zur Zeit andere Sorgen!“ „Da hab‘ ich keinen Kopf für!“ „Da kann ich mich im Moment nicht auch noch drum kümmern!“

Mit einem Lied, das auch im Gotteslob unter der Nr. 825 zu finden ist – auf You Tube kann man sicher auch eine entsprechende, schöne, gesungene Version finden – möchte ich dazu ein paar Gedanken an euch alle richten.

[Link zum Lied “Da Berühren sich Himmel und Erde” – Eine Aufnahme vom 01.03.2020 aus der Alten Kirche mit den Tonscherben, dem Jugendchor St. Peter und Band unter der Leitung von Barbara Gebauer]

1. Str.: Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns, da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns!

In diesen Tagen und Wochen der „Covid 19 – Krise“ können wir, jeder einzelne von uns alles Mögliche vergessen, das bis vor einer Woche noch normal, Alltag war. Jeder muss die alten Wege verlassen, andere, neue Wege gehen. Und wenn das dann mal alles überstanden ist, dann müssen wir alle miteinander neu beginnen. Oder: sollte da nicht besser jetzt schon passieren? Das mit den „NEU-beginnen“, damit wir, wenn der Neubeginn dann starten kann, wissen, wohin der Weg uns führt. Eigentlich sagen uns ja alle „Experten“: So wie früher wird es nicht mehr sein, nicht mehr werden. Aber keiner kann sagen wie es werden wird!

Ob wir wollen oder nicht, wir sind gezwungen, neu anzufangen. Das Ganze anders anzugehen. Wie wäre es dann mit der ersten Zeile von diesem schönen Lied: Wo Menschen sich vergessen ……

Es hat doch den Anschein, dass das schon gut angefangen hat. Auch wenn es immer noch „welche“ gibt, die auch in dieser Krisensituation nur an sich denken, hören und sehen wir doch immer mehr Mitbürger, die das genaue Gegenteil beweisen. Sie halten sich nicht nur an die „Vorschriften“, sie packen mit an und setzen sich für die anderen, die Schwächeren ein, für die, die besonders betroffen sind. Sie stellen sich selbst zurück, vergessen ihre eigene Angst und helfen, wo es nötig ist. Überall gibt es kleine und große Zeichen der Solidarität. Und alle spüren sofort: Da berühren sich Himmel und Erde, da berühren sich die Menschen, auch ganz ohne körperlichen Kontakt, kommen sich näher, denken und handeln füreinander. Ein friedliches Miteinander entsteht, der Friede unter uns, der Friede, der die Grundlage dafür ist, dass wir die Krise bewältigen, die Grundlage, dafür, dass wir, wenn es dann mal geschafft ist, mit und in diesem Frieden unsere Gesellschaft wieder aufbauen können.

2. Str.: Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken, und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns, da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns!

Jeder spürt, jeder merkt auch, dass er in diese Gemeinschaft, in unserer Gesellschaft so viel zu verschenken hat, schließlich, bei allem Unglück, bei dem großen Ausmaß der Katastrophe, sind wir hier bei uns, in unserem Wohlstand immer noch sehr gut aufgehoben, eigentlich rundum versorgt.

Aber, was ist mit denen, für die das nicht zutrifft. Schließlich handelt es sich um eine Pandemie, eine Katastrophe für die ganze Welt. Und die trifft besonders diejenigen, die sowieso schon ein Leben in katastrophalen Umständen leben müssen, seit Jahren, oft Jahrzehnten, ohne ein Haus, eine Heimat, ohne das wirklich Notwendigste, das jedem Menschen zusteht. Können wir auch diesen Aber-Millionen von Menschen, die tagtäglich in einer Welt von Krieg, Hunger, Armut, von Krankheit und vieler Arten von Seuchen leben, einen „Neuanfang“ ermöglichen?

Wir können, ja wir dürfen diese Mitmenschen nicht vergessen! Wir haben bei all dem Überfluss, der trotz Krise bei uns herrscht, die Möglichkeit, einiges, vieles an sie zu verschenken. So können wir uns auch mit ihnen in Liebe verbinden. Ich glaube, jeder von uns hat die Möglichkeit, die Chance, das eine zu tun,  – hier bei uns miteinander zu teilen, was in der Krise erforderlich ist, – und auch das andere nicht zu vergessen, besser: die anderen nicht zu vergessen – damit auch dort sich Himmel und Erde berühren, und die Hoffnung auf Frieden, dieses kleine Licht der Hoffnung nicht ausgeht.

3. Str.: Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden, und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns, da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.

Es ist NOT –WENDIG, zur Rettung aller Menschen in Not und ganz bestimmt auch für unseren Neuanfang, dass wir uns mit allen Menschen auf der Welt verbünden, verbinden, ihnen heute und immer nahe sind, denn das überwindet den Hass, den Neid und so viele Ängste, die uns in aller Welt beherrschen. Diese Ängste besetzen sowohl die eine wie die andere Seite, sie wüten in unseren Häusern und in unseren Herzen. Die Verbindung unter uns Menschen aber sorgt dafür, dass es die eine und die andere Seite gar nicht mehr gibt. Wenn wir füreinander einstehen, dann kann etwas entstehen, sich von Neu an entwickeln, wovon alle bisher nur träumen: Es kann Frieden werden! Überall und mit allen auf der Erde!

Das ist doch ein Traum, für den sich ein hoher Einsatz lohnt. In diesem Frieden kommen sich nicht nur die Menschen näher, sogar Himmel und Erde kommen miteinander in Berührung. „GIB FRIEDEN!“ – heißt so auch die Überschrift der diesjährigen Misereor Aktion.

„GIB FRIEDEN!“ – in diesen Tagen, so viel, wie es dir möglich ist, damit wir alle dem Traum vom Frieden näher kommen, dem Frieden in uns und in der ganzen Welt. Das wäre für uns alle ein hoffnungsvoller Neuanfang. Herzlichen Dank, denn so …….                                                             

…… berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns!!!

Bernhard Müller, 21.03.2020

Wasser des Lebens

Wasser des Lebens!!??    

Oder: 

Liebe Freunde und Freundinnen!

Jetzt hat es uns auch erwischt: CORONA-KRISE! Unverhofft ist sie entstanden in irgendeinem Winkel der Welt und hat die Globalisierung genutzt, um sich bis zu uns vorzuarbeiten und auszubreiten.

Und so werden wir zum Stillstand verurteilt. Alle Aktivitäten, gesellschaftlich und wirtschaftlich, nützlich und unnützlich, sinnvoll und unsinnig müssen eingestellt werden. Das Leben geht auf Stillstand. Fragen über Fragen bis hin zu  Angst und Schrecken.

Und jeder meint etwas sagen zu müssen. Deshalb möchte ich auch etwas dazu sagen, denn ich bin ein Vertreter der Kirche, nicht besonders hoch in der Hierarchie, aber immerhin seit weit über 50 Jahren in vielen Bereichen ehrenamtlich und hauptamtlich aktiv, zur Zeit seit über 25 Jahren als Gemeindereferent in St. Clemens, Nettetal-Kaldenkirchen.

Meine Glaube sagt mir klar und eindeutig, dass wir als Christen, als Gemeinden, als Seelsorger in der heutigen Situation das Sagen und Verordnen und Anweisen und Bedenken und Ratschlagen und …… nicht nur den Politikern, Mikrobiologen, Medizinern, Psychologen, Börsianern, Wirtschaftswissenschaftlern und allen sonstigen qualifizierten und auch selbsternannten Experten überlassen dürfen. Denn, wie wir am Beginn der Fastenzeit gehört haben, und was eigentlich jeder Mensch aus eigener Erfahrung weiß: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. (- Auch wenn Berthold Brecht das Fressen vor der Moral einordnet. -)  Das ist mir ganz besonders am Sonntag, dem 15.03.2020, sehr bewusst geworden genau an dem Wochenende, das uns all die Konsequenzen und Unannehmlichkeiten der Corona-Krise beschert hat.

Wie die Faust auf’s Auge habe ich an diesem Sonntag das Wort aus der Bibel erlebt, das in unseren katholischen Kirchen als Evangelium vorgelesen wurde. Jesus kommt auf dem Weg durch das ausgetrocknete Bergland zum Jakobsbrunnen, einem bis heute von Juden, Muslimen und Christen in Israel verehrten Ort. Aus diesem Brunnen erhält er von einer unbekannten Frau Wasser, um seinen Durst zu löschen. Daraus entwickelt sich ein Gespräch mit der Aussage, dem Versprechen Jesu: Ich gebe Dir das Wasser des Lebens. Und: dann wirst Du niemals mehr Durst haben. Klar, dass die Frau antwortet: Herr, gib mir dieses Wasser!

Und genau dieses Wasser des Lebens ist es, das uns jetzt so abhanden kommt.  Lebensmittel, alle materiellen Dinge, die wir zum Leben brauchen, haben wir in der jetzt erst beginnenden Krise in Mengen, ja noch so viele, dass wir immer noch und weiterhin dabei sind, sie anderen weg zu nehmen, die diese zur Zeit viel, viel dringender bräuchten.  Aber was geht mit einem Mal verloren? Die Basis unserer Gesellschaft, unser Wohlstand gerät ins Wanken. Viele Pfeiler, auf denen der Einzelne, die Familien, die Gemeinden, der Staat seine Existenz aufgebaut haben, scheinen nicht mehr zu halten. Appelle zur Solidarität sind sehr wichtig, werden aber auf Dauer ihre Wirkung verlieren.

Herr, gib mir dieses Wasser!  Ich kann es mir nicht anders vorstellen, aber es ist gerade jetzt unsere Aufgabe, dieses lebensspendende und lebenserhaltende Wasser zu reichen, zu schenken, zu verschenken, das Wasser der Freundschaft und der Solidarität, das Wasser des Friedens und der Freiheit, das Wasser der Geschwisterlichkeit und  der Nächstenliebe zu teilen.

Als Christen haben wir es in der Taufe erhalten.  Und egal was ist: Gott ist uns nah, denn er hat den Namen: „Ich bin da“, immer und ewig. Ich lasse euch nicht allein. Und durch Jesus, der in allem gesagt und gezeigt hat, wie heilsam und gut sein Wasser des Lebens ist, soll es in uns auch heute lebenserhaltend fließen. Er beauftragt uns alle, dieses in seinem Namen weiter zu geben.

Deshalb bitte ich Sie alle, bleiben Sie nicht allein, verschenken Sie Ihre Ideen, Gedanken, Ihre Freundschaft. Teilen Sie, was in Ihnen steckt an Gedanken, Ideen, Gebeten und allen möglichen Dingen des Lebens. Halten Sie Kontakt zu den Mitmenschen, besonders zu denen, die unter den gegebenen Umständen sehr einsam sein werden. Seien Sie kreativ, denn auch die zur Zeit notwendigen Beschränkungen lassen uns viel Raum miteinander menschlich und freundschaftlich umzugehen.

Für alle Ideen, Angebote, Gedanken, Bitten, Gebete, gute Worte sind wir dankbar. Wir werden Ihre Rückmeldungen, wenn Sie das wünschen, an andere weiter reichen, sie mitteilen, mit anderen teilen, an alle verschenken, damit keiner allein bleiben muss, und jeder aus dieser Quelle trinken kann. Wir alle werden das brauchen, denn das, was noch auf uns zu kommt, wird uns auf vielfältige Weise herausfordern.

An dieser Stelle werden wir, die Seelsorger unserer GdG-Nettetal, jeweils zum Sonntag unsere Gedanken an Sie weiter geben. Solange keine öffentlichen Gottesdienste in unseren Gotteshäusern möglich sind, möchten wir Ihnen in dieser Form begegnen, und Ihnen das Wort Gottes mit auf den Weg geben, verbunden mit der Bitte, es auch an die Menschen weiter zu geben, die auch das Wasser des Lebens brauchen. Das sind sicherlich mehr, als wir uns in normalen Zeiten vorstellen.

Mittwoch, 18.03.2020

Bernhard Müller, Gemeindereferent