Dreifaltigkeit – zum Sonntag

Da fällt mir gerade, – ein Blatt Papier liegt vor mir auf dem Tisch,- auf und ein:

Wenn ich dieses Blatt Papier falte, zum Beispiel zwei Mal, so wie ein Blatt, damit es in den Briefumschlag DinA4 lang passt, dann habe ich doch eine „DREIFALTIGKEIT“! Jedes Mal, wenn ich das Blatt Papier, einen Briefbogen so falte, zwei Mal, dann entstehen drei Abteilungen des einzelnen Bogens, zusammengefaltet, zusammengelegt. Ich kann das Blatt auseinander ziehen und wieder zusammenfalten, es ist und bleibt ein Blatt. Es bleibt, es gehört zusammen.

Es ist, bleibt das Blatt Papier selbst. Es wird beschrieben oder bemalt oder bedruckt mit Wörtern, mit Bildern, mit Zeichen und vielleicht vielem mehr. Und das Geschriebene, Gemalte, die Zeichen haben eine Aussage, einen Inhalt, eine Mitteilung, die auf diesem Blatt festgehalten (verewigt) ist. Aber alles gehört zusammen: Blatt, voll oder leer, Gestaltung darauf, Inhalt!

Und dazu gefaltet: Fertig ist die Dreifaltigkeit:

  • Gott, der Schöpfer, der Vater – die Grundlage, durch die, auf der alles geschieht, passiert;

  • Gottes schöpferischer Geist – der alles entstehen lässt, immer und immer ausdrückt, in Formen, Gestalten, Natur, in und durch uns Menschen;

  • und Gottes Sohn – der die Beziehung, die Geschichte Gottes zu uns Menschen lebendig macht, mit uns und in uns lebt; da, wo wir von ihm erzählen, malen, berichten, da ist er weiter lebendig: „Ich bin bei euch!“

Und alles auf einem Blatt, unzertrennbar, gestern, heute und morgen.

Dazu noch ein Gedanke:

Natürlich ist das alles nur ein Vergleich, ein Gedankenspiel, unzulänglich, aber ein wenig verständlich, um dieses schwierige „Glaubensgebilde“ der Dreifaltigkeit zu erklären. Dieser Versuch aber sagt mir noch etwas zu meinem, zu unserem Umgang mit Gott in seinem ganzen Umfang:

Als Mensch halte ich das Blatt, das gefaltete, in der Hand. Wie schnell, unüberlegt und fahrlässig habe ich ein solches Blatt zerrissen, im Papierkorb entsorgt oder sogar verbrannt. Wie schnell, unüberlegt, vielleicht fahrlässig habe ich die Beziehung zu Gott aufgelöst, ihn für mich entsorgt, mich seiner entledigt. Dabei ist diese Beziehung für jeden von uns weitaus bedeutsamer als dieser Vergleich mit einem zweimal gefalteten Blatt Papier vermuten lässt. Diese Beziehung betrifft alles, was mein Leben und die Werte, nach denen ich lebe, ausmacht. Und damit auch alle anderen Beziehungen, in denen ich lebe.

(Do. 04.06.2020 Bernhard Müller)