Zum Namenstag von Johannes dem Täufer

Liebe Freundinnen und Freunde!

– zum Namenstag von Johannes dem Täufer – 24.Juni 2020 – denn da beginnt der Sommer ja erst richtig –

Sommerzeit – Ferienzeit – Urlaubszeit

Auch die, die in diesen Wochen keine Ferien, keinen Urlaub haben, freuen sich normalerweise auf die langen, warmen, oft ruhigen Sommertage. Das war in den letzten beiden Jahren durch die Trockenheit und die allzu große Hitze oft schon problematisch und hat vielen verdorben, diese Jahreszeit zu genießen. In diesem Jahr stehen für viele von uns noch mehr Fragezeichen im Vordergrund, Fragen und Probleme, die uns seit Monaten und in der kommenden Zeit von dem unheilvollen Virus aufgezwungen werden.

Dabei haben wir alle eine Zeit der Entspannung, der Ruhe, der Erholung dringend nötig glaube ich. Es gibt wohl keinen, den die letzten Wochen nicht unter Druck gesetzt haben.                                                                                            

Wie wichtig eine „Ruhephase“, eine „Pause“, ein „Abschalten“ ist, das erfährt Jesus auch, wie uns der Evangelist Matthäus im Evangelium vom kommenden Sonntag berichtet (Mt 14, 13 – 21).  Als er die Nachricht von der Ermordung  des Täufers erhält, zieht er sich an einen einsamen Ort zurück. Er will allein sein, muss damit fertig werden, diese Botschaft verarbeiten.

Wie sehr wünscht sich das nicht jeder von uns auch: mal abschalten und abschalten können –  so als wäre unser Leben, alles, was so passiert, was wir erleben, ein Film im Fernsehen, – mal eben abschalten, ausschalten, und schon ist alles vorbei. Irgendwann schalte ich dann wieder an und schon läuft ein anderer Film.

In der Realität ist das allerdings nicht möglich. Das Leben in all seinen Facetten, Herausforderungen, Erlebnissen und Erfahrungen fordert uns unaufhaltsam weiter. Es hat keinen „Abschaltmechanismus“.

Das erfährt auch Jesus, denn der Versuch, allein zu sein, wird schnell unterbrochen, abgebrochen. Es folgt die „Speisung der 5000“. Denn viele, viele tausend Menschen sind auf der Suche nach Jesus und dem, was er ihnen zu sagen und zu geben hat. Als sie ihn finden, gibt er ihnen das, was sie, was jeder braucht, Heilung und Nahrung, Brot für den Körper und Brot für die Seele. In der einsamen und abgelegenen Gegend ist diese Nahrung für die vielen tausend Menschen notwendig. Anstatt die Leute fort zu schicken, damit sie sich selber versorgen, und er endlich seine Ruhe hat, fordert Jesus sein Freunde auf:

„GEBT IHR IHNEN ZU ESSEN!“
Antwort: „Wir haben nichts, nur fünf Brote und zwei Fische!”

„Wir haben nichts, nur ………. !“ Das könnte, das ist auch so oft unsere Antwort, besonders heute in diesen Tagen und Wochen. Es heißt ja nichts anderes wie: Lasst mich in Ruhe, hab‘ selber genug Sorgen! Was kann ich schon machen! Das Bisschen von mir, – erstens brauch‘ ich es selber, und zweitens reicht es ja doch nicht! Was soll ich schon haben, geben können!? – vielleicht sogar: Soll doch jeder für sich selber sorgen!

An dieser Stelle möchte ich Sie / Euch alle an die Anfangszeit von Corona bei uns erinnern: Was war in den letzten Märzwochen und im April nicht alles möglich, eine „Neubesinnung“ auf Gemeinschaft und die Werte, die Kraft der Solidarität. Und jetzt im Sommer: eher die Suche nach Einsamkeit, nach Ruhe, nach: Lasst mich in Ruhe! Rückzug und Sehnsucht nach all dem Altbewährten, nach Sommer, nach Sonne, Meer, Strand, Reisen, nach Leben „wie Gott in Frankreich“!!! Dass das alles nicht so ohne Weiteres möglich ist, ist schwer zu ertragen. Das wir nur wenig machen können und zu bieten haben, und uns gleichzeitig wenig angeboten werden kann, ist kaum auszuhalten.

Doch Jesus nimmt das Wenige, das vorhanden ist. Auch alles das ist ein Geschenk eine Gabe Gottes. Er reicht voller Dankbarkeit dem Vater im Himmel und lässt es dann an alle verteilen. In kleinen Gruppen haben sie sich mittlerweile nieder gelassen. „Und alle aßen und wurden satt!“ – und es blieb noch körbeweise übrig! Wie wunderbar, wie wundervoll kann doch das Leben sein, wenn wir das miteinander teilen, was jeder geben kann, will.

Die große Frage ist: Was haben wir, was habe ich zu bieten?  Was kann, will ich beitragen, damit nicht nur jeder für sich, damit wir miteinander weiter kommen? Damit wir zusammen im Sommer vielleicht das fortsetzen, was im Frühjahr begonnen wurde? Immerhin ist ja möglich, sich wieder zu treffen in kleineren Gruppen unter Beachtung der „Regelungen“. Wir sind nicht mehr im „Lock down“, eingeschlossen, verschlossen zu Hause, im Haus. Wir können, wir sollen, wir dürfen miteinander sprechen, spielen, was unternehmen, singen, uns treffen. Und da kann doch jeder was dazu beisteuern. Sich miteinander in Ruhe und ganz entspannt niederlassen in kleinen Gruppen und einfach das teilen, was jeder beisteuern kann. 

Vielleicht, ja vielleicht schenkt uns der Sommer, schenken wir uns, schenkt uns der liebe Gott, diesen Sommer, diese Ferien, diese Entspannung so, dass „alle satt werden“, um voller Kraft und Energie neu anzupacken. Das geht wohl nur miteinander, denn alleine wird jeder nur „in seinem Saft in der Sommersonne braten“ und sich um sich selbst drehen.

Eigentlich brauchen wir nur dem Beispiel von Jesus folgen. Dann kann auch bei uns das Wunder wahr werden: Das Wenige, das wir beisteuern können, teilen, dann werden alle satt, dann wird das ein ganz bemerkenswerter Sommer! – Nebenbei bemerkt, ist das bei uns ja gar nicht soooo wenig, es gibt sicherlich viele andere Menschen, die unter ganz anderen Voraussetzungen ihr Leben meistern müssen.

Wir sehen uns! Ich wünsche Euch / Ihnen allen ruhige, erholsame, bereichernde Sommertage!

Bernhard Müller (am Johannistag, 24. Juni 2020)