Erinnerungen – Das 2. Lichtlein zum 2. Advent

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt,     
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
Dann steht das Christkind vor der Tür!

Das 2. Lichtlein – „Bald ist Nikolaus-Abend da!“

Und der Nikolaus ist für uns am Niederrhein eine  absolut wichtige Person, Figur, Heiliger, Botschafter für unseren christlichen Glauben, seit vielen Jahrhunderten, speziell auch an den Ufern der nahegelegenen Maas bei unseren „holländischen“ Freunden.              

Wie schön ist es dann, wenn man selbst einen richtigen Nikolaus kennt, kennengelernt hat, mit ihm befreundet ist bzw. war. Wie schön ist es für mich, dass so ein Nikolaus auch heute noch ganz tief in meinem Herzen zu Hause ist.

Den einen Nikolaus, von dem ich hier erzählen möchte, kennt in Kaldenkirchen noch fast jeder, den alten Pastor von Kaldenkirchen, Pastor Klaus Dors. Mit 20 Jahren habe ich ihn kennen lernen dürfen als Pastor eines kleinen Nachbardorfes, zuständig für die Jugendarbeit in unserem Dekanat. Von da an war ich wohl jedes Jahr, bis zu seinem Tod vor 8 Jahren, an jedem „Nikolaus-Abend“ dabei mit viel Pizza und Weckmann, vielen, vielen Freunden, die vorbei schauten, einiges an Wein und Bier und mit viel, viel Herzlichkeit bei allen, besonders beim Gastgeber. Dieser alljährliche Abend war für mich, und ich denke für alle, die über so viele Jahre an seinem Namenstag den „Klaus“ besuchten, ein sicheres Zeichen dafür, dass wir alle es in so vielen liebevollen Begegnungen mit einem richtigen „Nikolaus“ zu tun hatten. An Dich, lieber Klaus, nochmal: Danke!

Mit dem Kontakt zu Klaus Dors kam ich auch etwas mehr in die Nähe von einem anderen Klaus, mit unserem ehemaligen Bischof von Aachen, Dr. Klaus Hemmerle. Erst später, wenige Jahre vor seinem zu frühen Tod 1994 habe ich ihn persönlich kennen gelernt, diesen hervorragenden Theologen, Mystiker, Autor von dutzenden theologischen und philosophischen Büchern und vielen anderen Schriften.

Obwohl er von seinem Wissen, seinem Intellekt sicherlich in anderen Sphären weilte als unsereins, kam er als unser Bischof immer ganz direkt auf einen, auf uns zu. Er suchte den Kontakt nicht nur zu seinen Mitarbeitern, sondern eigentlich zu jedem, den er besuchte oder der zu ihm kam. Auch nach längerer Pause erkannte er dich wieder, wusste das ein oder andere von dir, worüber man mal gesprochen hatte, hatte auch besondere Einzelheiten parat. Das alles passierte mit einer fröhlichen Herzlichkeit, die unmittelbar ansteckte.

Die „leckerste“ Erinnerung an ihn ist für mich das kleine Geschenk, das jeder seiner Mitarbeiter im Bistumsdienst zu seinem Namenstag erhielt: einen echten „Ööcher Printenmann“ mit vielen Mandeln besetzt! Den gab es jedes Jahr zu seinem Namenstag am 6. Dezember, Jahr für Jahr! Jeder freute sich über diese „Ööcher Print“ von unserem Bischof Klaus Hemmerle als Dank für den geleisteten Dienst. Wenn ich heute mal in Aachen bin, dann führt mich mein Weg fast immer zum Dom, an sein Grab in der Nikolauskapelle. Danke, lieber Klaus!

2 x Nikolaus! 2 x Menschen von heute mit Herz für die Mitmenschen! Auch meine Lieblings-Nikolausgeschichte ist eine „Herz“-Geschichte, die ich an dieser Stelle eben noch anfügen möchte, vielleicht noch ein kleines Lichtlein für Sie in diesem dunklen, steinigen Advent 2020.

(BM 21.11.2020)             


Das steinerne Herz                           

Ein Kaufmann war sehr reich geworden, konnte aber nie genug bekommen und wollte immer noch mehr verdienen. Als er eines Tages auf Reisen war, erschien ihm der Teufel: „Möchtest du reicher als alle werden?“, fragte er ihn.

„Nichts lieber als das!“, antwortete der Kaufmann. „Was muss ich dafür tun?“ – „Du musst mir dafür dein Herz geben“, sagte der Teufel. Ohne Zögern tauschte der Kaufmann sein Herz gegen einen Stein. In nur einem Augenblick war sein Herz verhärtet und eiskalt. Dann verschwand der Teufel. In den folgenden Jahren wurde der Kaufmann reicher als alle anderen Menschen, aber auch immer verlassener und einsamer.

Als er eines Tages wieder dorthin kam, wo ihm der Teufel sein Herz genommen hatte, begegnete ihm der Bischof Nikolaus von Myra. „Warum bist du so traurig?“, fragte dieser den Kaufmann. Da erzählte der reiche Mann seine Geschichte. Der Heilige tröstete ihn und sprach: „Du kannst wieder glücklich werden, wenn du mit deinem Geld Gutes tust. Geh zu den Menschen und lerne ihre Not sehen und lindern.“

Der Kaufmann tat, wie der Bischof Nikolaus ihm geraten hatte. Mit jedem guten Wort und jeder helfenden Tat schmolz der Stein in seiner Brust, und stattdessen gewann er sein eigenes weiches Herz wieder zurück.
Als er starb, war aus dem armen Reichen ein reicher Armer geworden.


Und noch ein kleines Nikolaus-Geschenk, diesmal von unserem ehemaligen Bischof Dr. Klaus Hemmerle:

„Denn wozu sind wir da, wenn nicht dazu, den Himmel zu finden und den Himmel zu schenken und, indem wir dies selber zu tun versuchen, anderen dabei zu helfen, dass sie den Himmel finden und den Himmel schenken.“                       
(aus: Klaus Hemmerle, Gerufen und verschenkt; Neuausgabe München 2013 S. 104)