O Tannenbaum, o Tannenbaum,
wie grün sind deine Blätter!
Oder: Der Weihnachtsbaum – eine Glaubensfrage!?
Es soll ja Menschen geben, die sich schon zu Beginn des Advent einen Baum in die Wohnung setzen, mit allem Drum und Dran, Lichterkette, Kugeln, Figuren, Glitzerketten, Kerzen, Sternen, vielleicht sogar schon mit einer Krippe.
Das käme bei uns nie in Frage! NIE!
Denn Advent ist Advent!
Und: Weihnachten ist Weihnachten!
Und der Baum gehört zu Weihnachten. Und deshalb wird er erst kurz vor Heilig Abend aufgestellt. Das war bei uns immer so und wird auch so bleiben. Punkt!
Sicher wird es Leute geben, die das anders sehen und auch eine andere Tradition kennen. Aber da bleibe ich hart, denn ich möchte mich darauf freuen können so wie in meiner Kindheit, wenn nach langem Warten, nach den Wochen des Advent zwei Tage vor Weihnachten „der Baum“ ins Haus geholt wird. Das war und ist das untrügliche Zeichen, dass das Weihnachten endlich wirklich vor der Tür steht. Nur noch zwei oder ein Türchen öffnen vom Adventskalender, nur noch den Baum und die Krippe, dann ist es soweit, — Weihnachten kann kommen.
Kerze für Kerze haben wir uns im Advent vorbereitet, als Kinder Türchen für Türchen geöffnet – das tun die Kinder heute noch, – Schritt für Schritt sind wir den Weg gegangen, den Adventsweg. Dabei ist diese Adventszeit heute schon sehr „abgespeckt“. Denn ursprünglich ist der Advent, wie die Fastenzeit vor Ostern, ebenfalls eine 40-tägige Fastenzeit. Sie begann mit dem Martinsfest und endete mit Heilig Abend. Die Fastenvorschriften waren ähnlich streng. Man sollte sich eben auf die Geburt des Heilands, des Gottessohnes ernsthaft und gewissenhaft vorbereiten, durch Verzicht und Teilnahme an verschiedenen Formen von Gottesdiensten in der Familie oder auch in der kalten, ungeschmückten Kirche. Violett, die liturgische Farbe der Gewänder im Advent, soll(te) alle daran erinnern.
Unterbrochen wurde die Fastenzeit nur durch die Sonntage, insbesondere durch den 3. Adventssonntag. Am 3. Advent beginnt die kirchliche Sonntagsliturgie mit den lateinischen Worten: „Gaudete in Domino semper!“ – „Freut euch im Herzen allezeit!“- wird das ins Deutsche übertragen-. Diese Freude soll darauf hinweisen, dass es bald soweit ist, dass es nicht mehr so lange dauert.
Wenn dann kurz vor Weihnachten endlich der Baum ins Haus geholt wird, ist es wirklich soweit. Alles ist vorbereitet. Alle haben sich vorbereitet. Alle sind aufgeregt, besonders die Gesichter der Kinder erwartungsvoll. „Der Baum ist da, endlich, und kann geschmückt werden. Darunter kommt die Krippe zu stehen, wird ausgestaltet. Die alten Figuren, Familientradition, werden ausgepackt und kommen an und in die Krippe. Die ganze Familie ist vor Ort und macht irgendwie mit.
Diese Erinnerungen und dieses Verfahren möchte ich bis heute nicht vermissen. Für mich gehört das zum Weihnachtsfest. Darauf freue ich mich auch dieses Jahr: Baum einkaufen, geschlagen oder mit Wurzel, – Baum zurecht schneiden und in den alten Baumständer einpassen, – den Baum ins Haus holen, – dann kann das Weitere seinen traditionellen Lauf nehmen. Weihnachten eben, traditionell, alle Jahre wieder.
Auch wenn ich mittlerweile diejenigen verstehen kann, die ihrem Weihnachts-baum eine andere Bedeutung geben und ihn zu anderen Zeiten aufstellen, werde ich bei meiner Meinung und Handlungsweise bleiben.
Eine Glaubensfrage eben! Und ein Verfahren, eine Tradition, an dem man sich gerade in diesem Jahr voller schlimmer Nachrichten festhalten und aufrichten kann.
(BM 03.12.2020)