„Siehe, der König kommt zu Dir, er ist friedfertig.“ (Mt 21, 5) So habe ich diese Bibelstelle heute Morgen bei einer Fernsehübertragung gehört. Das ist eine Prophetie aus dem Alten Testament, die Matthäus auf Jesus bezieht. Dieser friedfertige König wird an diesem Tag, der heute unser Palmsonntag ist, von seinen Jüngern und vielen anderen Pilgern bei seiner Ankunft in Jerusalem gefeiert, bejubelt wie der große Star, die Hoffnung, wie der allseits erwartete Messias. Eine Woche später tritt der friedfertige König bei / durch die verschlossenen, verrammelten Türen in den Kreis seiner verängstigten Jünger und spricht ihnen seine ersten Worte zu: „Der Friede sei mit euch!“
In den Tagen, die zwischen diesen beiden Sonntagen des Friedens liegen, hat der friedfertige König seine Friedfertigkeit bitter büßen müssen, dafür mit seinem Leben bezahlt. Seinem Königreich des Friedens, dass auf Friedfertigkeit und Sanftmut, auf Freiheit, Gerechtigkeit und Wahrheit aufgebaut sein will, geht es nicht um Kampf und Eroberung mit einer waffenstarrenden Streitmacht. Jesus weiß, wenn er der „Messias“ sein soll, dann geht das nicht über Krieg und gewalttätige Auseinandersetzung. Obwohl das für uns normale Menschen kaum nachvollziehbar, kaum zu verstehen ist, hält Jesus seine Friedfertigkeit bis zum Tod durch, bis ins Grab. Es hat den Anschein: Die Gewalt, die Aggressivität, der Krieg hat das letzte Wort, ist stärker als alles andere auf der Welt.
Dass das nicht so ist, zeigt sich uns in diesen Wochen in großer Eindringlichkeit. Es ist nicht der Krieg, die in allen Ländern so ungeheuerlich aufgebaute Kriegsmaschinerie, all die Verteidigungs- und Angriffswaffen, die uns in die Knie zwingen, die allen Menschen Angst und Sorge bereiten, und in unseren Häuser festhält. Es ist ein kleines, winziges Etwas, ein Virus. Ohne Macht, ohne Gewalt zeigt es der ganzen Menschheit die Grenzen auf. Dazu ist kein Krieg, keine Gewalt notwendig. Mit nichts von all dem, was uns Menschen an Vernunft und Wissenschaft auszeichnet, können wir es wieder loswerden. Viele, sehr viele werden durch das Virus zu Tode kommen.
Da bleibt für uns nur übrig, an sie zu denken, für sie zu beten, zu bitten, denn so viele müssen diesen letzten Weg allein gehen, ohne unsere liebevolle Begleitung. Der friedfertige, der sanftmütige König wird für sie da sein. Durch die verschlossenen Türen, in die abgeriegelten Häuser und Heime, in unsere aufgeschreckten Seelen tritt Jesus am Ostermorgen, dem Tag der Auferstehung, und sagt ganz einfach: „Der Friede sei mit euch!“
Mit diesen Worten meldet er sich zurück, unser König. Mit diesen Worten wird er endgültig für uns zum friedfertigen König. So schenkt er uns sein Programm: Frieden! Friedfertigkeit! Sanftmut! Ehrlich gesagt: Was bleibt uns eigentlich anders übrig? Wie können wir zur Zeit z.B. mit dem Virus sonst fertig werden? Alle martialischen Ausdrücke vieler Politiker helfen in keiner Weise. Den „Krieg“, den Kampf“ mit allen Mitteln können wir gar nicht gewinnen. Seit ewigen Zeiten gibt es Seuchen, Gefahren durch die kleinsten, unscheinbarsten Wesen der Erde. Immer wieder und immer weiter sind sie eine Gefahr. Dieser können wir nur begegnen, wenn wir ohne Angst sind, wenn wir die Kraft, die Kreativität nutzen, die uns Menschen geschenkt ist. Da ist kein Krieg zu führen mit unsinniger Zerstörung und Gewalt, – dadurch wurde dem Virus schon genug Vorarbeit geleistet. Wir werden bestehen durch besonnenes, sanftmütiges, angstfreies Handeln, das jedem von uns den Wert des Lebens erhält und bis in den Tod ermöglicht.
Denn auch der Tod ist ja nicht unser Feind. Leben und Tod, Tod und Leben sind das Geschenk, das jeder von uns erhalten hat. Die Zeit dazwischen können wir nutzen, für uns, für den anderen, für die ganze Menschheit, für die ganze Welt. Gebraucht wird nur eines: Frieden!
Dazu fordert uns Jesus, der friedfertige König eindringlich auf. In diesem Sinne sein österlicher Gruß an euch, an uns alle:
„Der Friede sei mit Euch!“
und: „Gehet hin und bringt/schenkt Frieden!“
(BM So. 05.04.2020)