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Junge Kirche: Heute steht alles still

Auch heute könnt ihr mir noch eine Blume schicken!
Gemeinsam gegen Trostlosigkeit!

Per E-Mail an junge.kirche@stclemens-kaldenkirchen.de.

 

Heute ist der Tag „dazwischen“.

Morgen ist Ostern. Heute ist … ?

Eben der Tag „dazwischen“.

 

Heute steht alles still. Jesus ist tot. Die Welt hält den Atem an.

Was passiert jetzt?

Kann dies ein Neuanfang sein?

 

Bald wird alles ein Ende haben. – Und dann beginnen wir wieder von vorn.

Genauso wie vorher? Die einen sagen: Ja, jetzt kann ich wieder weiter machen. Termine, Termine, Termine. Weiter machen. In Null Komma Nichts ist der Kalender wieder voll. Klar, das ist schön, man kann wieder Freunde treffen, man kann wieder zum Sport, ins Restaurant … alles geht wieder. Damit ist alles wieder wie vorher.

Bald wird alles ein Ende haben. – Und dann beginnen wir wieder von vorn.

Die einen sagen: Genau so wie vorher!

Ich frage: Vielleicht anders?

Vielleicht mit tiefer Gelassenheit. Vielleicht mit diesem Gefühl der Entschleunigung. Mit einer inneren Ruhe.

Angekommen. Bei mir selbst.

 

Ich lausche mit gespitzten Ohren. Ich sehe mit offenen Augen. Ich fühle die Welt um mich herum. Ich bin weiter auf der Suche.

Dann spüre ich auch das, was eigentlich immer schon da war. Dann sehe ich seine Spuren auf unseren Menschenstraßen. Dann bin ich ganz nah bei dem, der gestorben ist.

Für die Menschheit. Das heißt: Auch für mich.

(Danke an denjenigen, der mir dieses Foto geschickt hat!)

 

Geopfert für die Menschheit.

Damit ich es erleben darf. Damit ich sehe: Es ist nicht vorbei.

Es ist nicht zu Ende. Kann es ein Neuanfang sein?

 

Die Welt steht still.

Ich warte.

Ich suche.

Ich bin da. Du auch?

Junge Kirche: Schick mir eine Blume!

Heute habe ich nicht so viele Worte für euch, sondern nur ein Bild.

Meinen Karfreitag werde ich dort oben verbringen. Inmitten all der Einsamkeit und Trostlosigkeit.

Ist hier wirklich alles tot?

Schick mir eine Blume …

… als Foto an junge.kirche@stclemens-kaldenkirchen.de.

 

Der Tod Jesu: Mt 27,45–50

Von der sechsten Stunde an war Finsternis über dem ganzen Land bis zur neunten Stunde. Um die neunte Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eli, Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Er ruft nach Elija.
Sogleich lief einer von ihnen hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf ein Rohr und gab Jesus zu trinken.
Die anderen aber sagten: Lass, wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihm hilft.

Jesus aber schrie noch einmal mit lauter Stimme. Dann hauchte er den Geist aus.

Karfreitag – grausame Realität

Auch zu Karfreitag fallen mir zuallererst zwei Szenen ein:

Szene 1:        Jedes Mal, wenn unsere Kindergartenkinder die Kirche besuchen, dann stehen einige mit großen Augen da und schauen das riesige Kreuz an, das über dem Chorraum schwebt. „Ist das Jesus?“ fragen sie eingeschüchtert. „Das ist nicht richtig Jesus, nur eine Figur, wie ein Bild!“ Mit dieser Antwort sind auch die Kleinsten natürlich nur halb zufrieden, denn die ganze Grausamkeit der Kreuzdarstellung erschreckt sie deutlich.

Szene 2:        Vor ein paar Jahren haben wir am Karfreitag-Morgen die Kinder zu unserem „Kinder-Kreuzweg“ noch an den Kreuzwegdarstellungen unter der Orgelbühne versammelt. Die Bilder, die da zu sehen sind, haben einen Jungen regelmäßig „aus den Latschen gekippt“. Er war so angespannt, dass er kreideweiß wurde und umfiel.

Es ist nun mal so: der Karfreitag ist ein Tag der grenzenlosen Gewalt, des von Menschen verursachten Grauens. Das ist nichts für zart besaitete Seelen. Da schauen wir lieber nicht hin. Oder doch: Noch vor einigen Jahrzehnten waren Monumentalfilme und sogar ein Musical, in denen das Leiden Jesu dargestellt wurde, große Kino- und Fernseherfolge. Erst als das ganze vor etwa 15 Jahren zu realistisch, zu gewalttätig dargestellt wurde, gab es Proteste.

Andererseits, wenn ich daran denke, was wir tagtäglich an Grausamkeiten über Fernsehen, Internet, Kinofilme, Videos konsumieren, ………

Ein Krimi im Fernsehen ist doch umso interessanter, je realistischer ein Gewaltverbrechen dargestellt wird, barbarisch und oft in Zeitlupe wiederholt. Action-Filme triefen von Blut und den abscheulichsten Darstellungen, von Horrorfilmen und Video-Spielen ganz zu schweigen. An den Konsolen, beim Spielen auf der Plattform kann jeder, vom Kind bis zum Greis, so viele Menschen und Tiere abknallen, wie er Lust dazu verspürt. Mit unsagbarer und perfektionierter Gewalt wird jede Form von Grausamkeit täglich von einer riesigen Zahl von Menschenkindern ausgeübt, als „Spiel“ verkauft – sogar so lange, bis der ein oder andere aus dieser Scheinwelt nicht mehr herausfindet.

Und die Realität: In der Wirklichkeit sind wir von diesen Gewaltexzessen in den letzten Wochen und Monaten eingeholt worden. Auch hier in Deutschland, der westlichen Welt, wo die Menschen doch seit 70 Jahren in einem friedlichen, normalen Umfeld leben, haben sich Hass, Verleumdungen, vielerlei Unmenschlichkeiten und Gewaltverbrechen breit gemacht. Ein Blick in andere Gegenden der Welt und auch in viele Nebenschauplätze bei uns lassen uns genauso erschrecken und erzittern wie die Kinder in der Kirche beim Anblick des Kreuzes.

Das Kreuz am Karfreitag, der Kreuzweg Jesu macht jedem von uns sehr eindringlich deutlich, wozu wir Menschen fähig sind, (und das, seitdem es Menschen gibt). Davor können und dürfen wir nicht die Augen verschließen. Dagegen muss jeder seine Stimme erheben und mit allem, was er hat, dagegen stemmen. Der Karfreitag in seiner menschenverachtenden und damit Gott verleugnenden Grausamkeit ruft uns alle auf, sich gemeinsam gegen jede Art von Gewalt einzusetzen, in jeder Form, an jedem Ort mit den Mitteln der Liebe und Barmherzigkeit, des Friedens und der Freundschaft.

Das ist die Botschaft Jesu. Dafür ist er gestorben. So kann er, so kann Gott bei uns sein, in unseren Gemeinschaften auferstehen und mit uns leben. Das ist die Erfahrung des Christentums, dessen Geschichte bis heute ja auch durch eigene, unsägliche Gewalt und erfahrene Grausamkeiten geprägt ist. So haben es die Freunde von Jesus bezeugt, auch wenn sie sich am Karfreitag feige versteckt haben, sich nach Jesu Tod eingeschlossen haben vor Angst. Sie sind ins Leben zurückgekehrt. Das war, das ist bis heute eine neue, unsere für alle Menschen lebenswerte und liebenswerte christliche Art zu leben.

B.M.