Fußwaschung – Begreift ihr, was ich an euch getan habe? (Joh 13, 12)

Das war immer soooo peinlich! Und ich war immer dabei! Als einziger Pastor in der ganzen Gegend hielt unser alter Pastor von Kelz, meinem Heimatort, an einer alten Tradition fest: Am Gründonnerstag, im „Abendmahlgottesdienst“ wurden 12 Männern/Jungs von ihm die Füße gewaschen. Da sich keine/nicht genug „Männer“ dazu bereit erklärten, waren wir als Messdiener immer dabei.

Nur an alles denken: Füße waschen! Frische Strümpfe anziehen! Aufpassen, dass kein Loch in den Strümpfen ist (zumindest nicht im rechten Strumpf)! Fußnägel?! Aufpassen, dass die Schuhe nicht zu sehr qualmen!

Und dann saßen wir da im Chorraum, volle Kirche, und jeder mit einem roten Kopf, wenn der alte Mann, unser Pastor, vor uns auf den Knien lag, uns einen Fuß wusch und dann abtrocknete.

Später saßen wir immer zur Fußwaschung in der Kirche, weil wir mit oft mehr als 40, 50 Jugendlichen uns zu den Kartagen trafen, zusammen waren, gefastet und gebetet haben, gesungen, gekocht, Agape gehalten haben, und eben auch die Gottesdienste mitgefeiert und gestaltet haben. Fußwaschung gehörte immer dazu.

Leider ist diese Tradition am Niederrhein nicht verbreitet und vielerorts unbekannt. Dabei hat Papst Johannes Paul II eindringlich darauf hingewiesen, dass diese symbolische Handlung zum Gründonnerstag dazu gehört. Jahr für Jahr hat er das im Vatikan praktiziert. In Kaldenkirchen und Leuth tun wir das auf einfache Weise mit unseren Kommunionkindern, bieten es auch unseren Firmlingen an. Papst Franziskus geht am Gründonnertag in eines der großen Gefängnisse Roms. Dort trifft er auf wirklich „harte Jungs“. Ihnen wäscht er die Füße. So wird die Aussage noch deutlicher. Der Papst meint es ernst mit einem seiner päpstlichen „Ehren“-Titel: „Diener der Diener Gottes“!

„Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“ (Joh 13,12) das ist die alles entscheidende Frage Jesu an seine Jünger. Habt ihr das kapiert?

Natürlich nicht! Das zeigt schon die Reaktion von Petrus, der ganz konsterniert wie die anderen, Jesus nicht an sich ran lassen will. Und ich glaube, es hat eine ganze Weile, wenn nicht Monate oder Jahre gedauert, bis die Jünger das in aller Konsequenz verstanden haben.                                                                           

Es geht, so verstehe ich mittlerweile nach vielen Jahren der Fußwaschung, das Tun, die Frage und die Erklärung Jesu, um die Voraussetzung, sich mit Jesus an den Tisch zu setzen, mit ihm gemeinsam zu essen und zu trinken, zu seiner Gemeinschaft dazu zu gehören.

Dann „…..hast du keinen Anteil an mir!“ (Joh 13, 8) Das klingt hart, so ausschließlich. Denn wer ist schon zum Diener geboren? Wer dient gerne? Noch nicht mal im Auftrag Gottes! Aber wir Menschen, jeder von uns hat Glück: Jesus ist da nicht so streng. Er ist barmherzig, so wie sein Vater im Himmel. Auch so ist er Sohn Gottes!

Er liebt jeden von uns. Wir sind seine Nächsten! Deshalb will er uns ja auf den Weg bringen, mit uns unterwegs sein. Den Weg des Dienstes an dem Anderen, dem Nächsten müssen wir wohl (noch) lernen. Jeder kann Diener der Menschen sein. Dazu sind wir geschaffen. Das ist dann der Dienst auch an unserem Vater im Himmel.

In den Herausforderungen dieser Wochen spüren wir das. Unsere Gesellschaft, unsere Gemeinschaft ist darauf aufgebaut. Sie lebt davon, auch wenn wir das nicht mehr unbedingt als christliches Handeln bezeichnen. Aber der Ursprung allen, heute oft als humanistisch bezeichneten Handelns ist die Aufforderung Jesu: „Dann geh und handle genauso!“ (Lk 10, 37) Er sagt es durch die Geschichte vom Samariter. Er sagt es im größten und wichtigsten Gebot der Juden und der Christen. Und noch besser: Er tut es einfach! Für diese Überzeugung und die Treue zu seinem Vater, der ihm diese Liebe zu uns aufgetragen hat, lässt er sich an Kreuz nageln.

„Es fand ein Mahl statt……“ ( Joh, 13,2) „Weil er die Seinen liebte, liebte er sie bis ans Ende.“ (Joh 13, 1) So beginnt das Evangelium des Gründonnerstags.

ORTSWECHSEL:

Stellen Sie sich vor, irgendwann, hoffentlich bald, ist die Gefahr vorüber. Die Krise ist überwunden. Wir haben es überstanden, haben es miteinander geschafft, haben zueinander gestanden, uns geholfen, haben so weit wie möglich alle unterstützt, die jetzt so selbstlos für uns und für die Kranken arbeiten und auf sie aufpassen. Die Ängste und das Gefangensein kann abfallen von uns – und dann treffen wir uns, wir bedanken uns, wir singen und essen und trinken miteinander. Dann, ja dann wird er bei uns sein, spürbar, erlebbar. Dann werden wir Kommunion feiern.

Danke lieber Gott! Danke für Jesus, Deinen Sohn, unseren Diener und Herrn!