Kennst du das alte Lied?

Noch ist ja „Fastenzeit“, deshalb ist diese Frage erlaubt:

„Kennst Du das alte Lied“?        (Nr. 778 Gl)

Kennst du das alte Lied? Bestimmt, denn man singt es seit langer Zeit! Und besonders unsere (Schul-)Kinder singen es gerne. Seit heute Morgen geht es mir nicht aus dem Kopf, denn das Lied singt „von Liebe, Freud und Leid und von der Ewigkeit“.

Was mir dabei nicht aus dem Kopf geht, ist der Gedanke, die Frage: Wieso mögen unsere Kinder das Lied so gerne? Es ist überhaupt nicht lustig, was sie da von Freud und Leid und von dem „Kreuz in jedem Land“ singen. Ein zweites Lied kommt dazu: „Mit der Erde kannst du spielen, …….., einmal ziehst du wieder aus. Eine Hand voll Erde, schau sie dir an…… Denke, daran!“ In jedem Schulgottesdienst, in jeder Kontaktstunde in der Schule würden die Kinder diese beiden Lieder singen. Was ist an diesen Liedern mit durchaus nachdenklichem Inhalt so interessant?                                                               

Oder geht es den Kindern dabei eher um das Singen der Melodien, der Töne. Es scheint, dass die Molltöne, die in den Liedern vorherrschen, die Kinder ansprechen. Als musikalischer Laie kann ich nicht viel dazu sagen, ich stelle nur fest, dass die Kinder von der Stimmung der Lieder sehr ergriffen sind. Sie singen sie laut, oft begeistert, aber ernsthaft. Da braucht man zu den Inhalten gar nicht viel zu sagen. Auch ohne dass man sie kennt, sind sie in der Luft, erklingen in den Tönen. Sie sind hörbar, spürbar. Etwas Geheimnisvolles, etwas Unerklärbares, aber sehr Wichtiges wird gesungen, besungen, erzählt. Mit dem Gesang sind wir auf dem Weg, unterwegs, zwischen dem, was Menschen seit ewigen Zeiten erfahren, daraus lernen und immer besser verstehen, und dieser unergründlichen Dimension, die Liebe, Freud und Leid, Freundschaft und Hass, Tod und Leben ausmacht.                                                                         

Sie führt uns dazu, über alles Mögliche nachzudenken, besonders die Geheimnisse zu bedenken, die wir nicht, noch nicht, vielleicht nie ergründen und begreifen können. Genau diese Mysterien sind anziehend, sie sind interessant, attraktiv, machen uns neugierig. Sie schwingen in den Tönen und Melodien jeder Musik, ansprechend doch unlösbar, immer unerreichbar.

Das ist der Weg, auf dem jeder für sich, wir miteinander unterwegs sind. Dass wir uns dabei an die Hand nehmen können, ist angesichts der Herausforderungen, der Ängste und der Einsamkeit überlebenswichtig. Wenn wir das zur Zeit nicht können, dürfen, dann nehmen wir eben die Hand, die uns allen aus dieser geheimnisvollen Dimension von Liebe, Freud und Leid entgegen gehalten wird. Sie reicht weit über unsere Erde hinaus, auch über die Hand voll Erde, die wir in unseren Händen halten. Ja, die Musik, die Melodien, die Töne führen uns zu dem, dem Unerreichbaren, der die Worte gesagt hat: „Es werde!“ An den unerfindlichen Anfang, den diese Worte ausmachen, auch an den Anfang eines jeden von uns.    

Und alles Menschliche klingt mit, alles, wonach sich fragen lässt, alles, was wir tun, können oder lassen müssten, die Wege, die zu finden und einzuschlagen sind. „Schau sie dir an“! „Denke daran!“ Und sing es mit, das alte Lied von Liebe Freud und Leid, das Lied, das die Kinder so sehr mögen.        

(BM 03.04.2020)