Ostermontags-Emmaus-Gang

frei nach Lk 24, 13 – 35

Dann ist da ja auch noch der Ostermontag. Der gehört dazu, zum Osterfest. Den dürfen wir nicht vergessen mit dieser wundervollen, tausendfältigen „Emmaus-Geschichte“. Wenn der Evangelist Lukas den Weg nach Emmaus nicht damals schon erzählt hätte, sie könnte so oft das Leben von Christen darstellen. Und gerade heute, in diesem Jahr 2020, Ostern 2020 mit all dem Leid, den Ängsten, der Verwirrung, den Fragen dieser „Corona-Tage“ müsste sie aufgeschrieben werden.

Ich glaube, jedem von uns geht all das nahe, sehr nahe. Jeder hat die Entwicklungen, die Zahlen, die Verordnungen, den ganzen Schlamassel von Corona und seine Folgen zu verdauen. Und jeder ist mehr oder weniger damit allein gelassen. Alle Nachrichten, alle „Corona-Ticker“, und Talk-Show-Talks, Experten- und Wissenschaftsverlautbarungen bringen kaum Klarheit, machen noch verrückter, schaffen Zweifel, aber bringen keine Antworten oder Beruhigung.

So ist jeder unterwegs, allein, allein gelassen mit all dem, was einem so durch den Kopf geht, vielleicht, hoffentlich noch mit einem Freund/ einer Freundin, einem vertrauten Menschen. Auf diesem Weg wird gequatscht, diskutiert, erzählt, beruhigt und wieder nervös gemacht. „Zur Ruhe kommen“ ist anders.

In der gleichen Lage sind die beiden Jünger. Alles war ihnen zu viel geworden. Auch wollten sie sich nicht einschließen wie die anderen Freunde. Sie hatten das Gerede, die Angst, die Hoffnungslosigkeit und die Gerüchte satt. Ihr Entschluss: Ab nach Hause! Ende der Sendung! Weg von allem! Abstand!

Zu Hause könnte man ja weiter machen, wie früher. Daran wollten sie sich festhalten. Schließlich muss man doch einsehen, wenn man auf das falsche Pferd gesetzt hat!

Doch so ganz fertig waren sie mit ihrem Jesus-Abenteuer wohl noch nicht. Da gab es schon noch einiges nach zu karten. Ihr Weg nach Haus, nach Emmaus, war eine einzige Erinnerung, vielleicht sogar Abrechnung mit dem, was passiert ist.

Wer kann all das Corona-Gerede noch hören? Am liebsten würde doch jeder von uns gerne sagen: „Genug!“ „Es reicht!“ „Schluss damit!“ Und noch lieber wäre es uns, wenn es jetzt endlich weiter geht, voran, alles zurück auf Normalität, die jeder gewohnt ist. Alles soll wieder so sein, wie es war, wie jeder es kennt. Auch wenn nicht alles Gold war, was da glänzte noch vor ein paar Wochen, – eigentlich lag und liegt ja schon ´ne ganze Menge im Argen, wie wir jetzt merken, – aber es war doch gut. Wir haben bis heute doch so viel. Wir konnten doch alles Mögliche! Die ganze Welt stand uns offen. Und jetzt? Wann geht es weiter? Wo geht’s hin? Wer kann was sagen? Wer hilft? Wer sagt mir was, wo, wie, wann …….. ??????

Da kommt dieser Fremde schon recht. Der hat was drauf! Kann vieles erklären! Aufklären! Er spricht so interessant, so mit Kraft, dass man ihm immer weiter zuhören kann. Und langsam ändert sich die Stimmung. Die beiden Wanderer können nicht genug von ihm erfahren. Sie hören auf ihn. Sie laden ihn ein. Und das Wunder nimmt seinen Lauf!!

Sie öffnen dem Fremden ihre Tür. Er öffnet ihnen die Augen und ihre Herzen. Das gemeinsame Mahl führt sie endgültig zurück ins Leben, zurück auf ihren Weg, den sie mit ihrem Freund Jesus eingeschlagen hatten. Für ihn brennt immer noch ihr Herz. So kann er zu ihnen zurückkehren. Und sie können zurückkehren zu ihren Freunden mit der frohen Botschaft: „Wir haben den Herrn gesehen!“ Wir haben mit ihm gesprochen, gegessen. „Er ist nicht tot! Er lebt!“ In diesem Augenblick beginnt sie, die Geschichte, der Weg der Christen. Bis heute wird er gegangen, hält an, weil so viele mit brennenden Herzen unterwegs sind, mal in die eine und mal in die andere Richtung.

Dieses Wunder, das uns alle wieder ins Leben hinein führt, das brauchen wir auch heute, genau in diesen Tagen von Ostern 2020, jeder Einzelne, unsere gesamte Gesellschaft, die Menschen in so vielen Ländern. Zurück in eine Normalität, die keine Rücksicht auf Verluste genommen hat, wird keine Option sein. Das spürt jeder. Eigentlich weiß das jeder.

Genauso „eigentlich“ kennen wir alle die Alternative zu dem „alten“, so destruktiven Leben, dem Weg, der sich in diesen Tagen als so fatal erweist. Unser aller neuer Weg muss ein Weg von Freundschaft und Frieden, von wahrhafter, wirklicher Freiheit und Gerechtigkeit sein, für jeden und für alle, ein Miteinander in allem, was wir sind, können und haben. Dafür sollte, müsste unser Herz brennen. Und das ist nichts anderes wie der Weg der Emmaus-Jünger, der Weg des Wunders der Auferstehung aus aller Not und Bedrängnis. So schaffen wir das als Freunde und Freundinnen, genauso! So ist Jesus bei uns, sehr lebendig!     

(BM 09.04.2020)