Oster-Specials von Rainer Oberthür

Angesichts des Ausfalls aller Gottesdienste und Zusammenkünfte in den Gemeinden und im Religionsunterricht biete ich meine meine „Ostererzählung“ als Youtube-Video an. Dankenswerterweise bekam ich hierfür die Zusage vom Gabriel-Verlag. Das Video – erstellt mit Hilfe meines Sohnes Daniel in Spanien – steht seit Freitag für eine begrenzte Zeit zur Verfügung und wird erfreulich oft aufgerufen, was die große Sehnsucht in den Familien widerspiegelt, das Osterfest nicht ausfallen zu lassen, vielleicht daheim sogar intensiver zu begehen als sonst.

https://www.youtube.com/watch?v=xL6EYH2pzvg

Bereits am letzten Mittwoch habe ich ein „Oster-Special für alle im Haus“ auf meiner Homepage eingestellt, mit einem Einführungstext und 13 Downloads sowohl für die Familie, aber natürlich auch für Religionsunterricht und Gemeinde, wenn es dort weitergeht …

http://www.rainer-oberthuer.de/material/

Herzlich dankt und grüßt Sie und wünscht Glück, Gesundheit und Geduld sowie ein frohmachendes und sinnstiftendes Osterfest, trotzdem und jetzt erst recht,

Ihr Rainer Oberthür

Junge Kirche: „Und wenn ich mit dir sterben müsste – ich werde dich nie verleugnen“

Das Abendmahl. Ein letztes Mal essen Jesus und seine Jünger zusammen. Jesus weiß, dass es das letzte Mal ist. Aber wissen seine Freunde das auch? Jesus macht mehrfach Ankündigungen von dem, was ihm bevorsteht. Aber hören die Jünger ihm zu? Verstehen sie ihn?

So ist das mit Freunden. Manchmal bedrückt sie etwas – aber wir hören nicht zu. Wir merken es nicht. Wir denken, das legt sich schon wieder.

Und dann der Verräter unter ihnen. Mitten unter ihnen. Versteckt und unerkannt. Aber Jesus weiß auch um ihn.

Warum lässt er das alles zu, wenn er es doch jetzt schon weiß? Das habe ich mich schon öfter gefragt und kann darüber nur immer wieder staunen.

Wie mutig. Wie entschlossen. Wie selbstlos.

So will ich auch sein. Ob ich das jemals schaffen werde?
Heute morgen habe ich gelesen: „Ich wünsche dir, dass du immer ganz fest an dich selbst glaubst.“
Wie passend ist dieser Spruch für den heutigen Tag. An mich selbst glauben. Auf mich vertrauen.

Das ist nicht einfach, wenn ich doch weiß, wie feige, wie wankelmütig, wie egoistisch ich doch bin. So gar nicht wie Jesus.

Würde ich so wie Petrus meinen Freunden mein Leben anvertrauen? Kann ich jemandem so sehr vertrauen?

Bedingungsloses Vertrauen – wie der Säugling zur Mutter. Ein Urvertrauen, geprägt durch die Kindheit.

Jemand von euch hat mich heute gefragt, ob man auch im Erwachsenen-Alter noch Urvertrauen findet?
Bei den Eltern? Bei den Geschwistern? Bei den Freunden?

Bei Gott?
Jesus tut das. Er ist verzweifelt, er hat große Angst, denn er weiß, was kommen wird. Aber er nimmt es an. Er vertraut.

Vertrauen auch wir.

Eine große Aufgabe.

 

Heute will ich nicht vorwegnehmen, was morgen passieren wird. Morgen ist ein „stiller Feiertag“. Es ist Karfreitag.

Ich packe meine Bibel in meinen Rucksack. Es ist Zeit, weiter zu gehen. Meine Suche fortzusetzen.
Wohin gehe ich? Wie werde ich meinen Karfreitag verbringen?

 

Ich bin per E-Mail an junge.kirche@stclemens-kaldenkirchen.de zu erreichen.

Junge Kirche: Ein richtiger Krimi

Spurensuche – Tag 5.

Ich ziehe eine Zwischenbilanz: Bin ich weiter gekommen auf meiner Suche? Habe ich Gott gefunden? Bin ich jetzt fertig? Kann ich jetzt aufhören, jeden Tag von mir zu erzählen und durch die Straßen zu laufen und mir so viele Gedanken zu machen?

Mit euch zusammen habe ich viele Zeichen gefunden und Gottes Spuren in der Welt gesehen.

Heute habe ich mich faul auf die Wiese gelegt. Wollte mal eine Pause haben von meiner ständigen Suche. Mal eine Auszeit nehmen.
Einen Tag ohne Gott. Geht das?

Ich liege auf der Wiese. Und es erreicht mich eine Nachricht von einem von euch. Na toll, denke ich, und überfliege schnell den Text – das kann ich doch noch später … oh, was ist das denn?

Jemand schrieb mir Folgendes:
„Ich fühle die Sonne auf meiner Haut. Nach den langen dunklen Wintermonaten und dem stürmischen Jahresanfang genieße ich ihre Wärme und Intensität. Ob Gott mir vielleicht jetzt in dieser Zeit des Abstands durch seine Sonne die Wärme geben will, die ich zum Leben brauche?
Und da ist noch der Wind, ja der Wind, aktuell kein Sturm, Orkan oder sonst Angst Einflößendes. Der Wind pustet mir die Haare ins Gesicht, lässt die Bäume rauschen. Er vertreibt den Gedanken daran, was wir aktuell alles nicht tun dürfen und können und macht den Kopf frei. Vielleicht ist auch er ein Zeichen von Gott, er hilft uns positiv zu bleiben, negative Gedanken beiseite zu schieben. Der Wind trägt unsere Sorgen davon, sie lösen sich im Wind auf.“

Und dann liege ich auf der Wiese und fühle es. Genau das.

Ich brauchte nur jemanden, der es mir zeigt. Der mich darauf aufmerksam macht. So ist es auch mit Gott. Es gibt Menschen, die zeigen uns, dass Gott da ist. Sie erzählen uns von ihm. Sie sorgen dafür, dass wir ihn besser kennenlernen.

Einer dieser Menschen, die uns von ihm erzählen, ist von Gott selbst dazu geschickt worden. Es ist sein eigener Sohn.

Er ist zu uns gekommen, um uns von Gott zu erzählen. Wer sollte Gott besser kennen als sein eigener Sohn?
Dieser Sohn war selbst ein Mensch – genauso wie wir. Wer sollte ihn also besser verstehen können als wir Menschen?

Ja, es ist seltsam und schwer zu verstehen. Gerne hätte ich diesem Menschen zugehört. Hätte er mich begeistert? Hätte ich sofort verstanden, was er meint?

Ich will in den nächsten Tagen Jesus besser kennen lernen. Denn Jesus kann mir von Gott erzählen – und das aus erster Hand. Er ist ja schließlich sein Sohn.

Morgen ist Gründonnerstag, Jesus lädt ein zum Essen. Zum Abendmahl.

Wir dürfen gerade unsere Freunde nicht treffen. Aber davon zu erfahren, wie Jesus es getan hat, ist erlaubt. Das ist so, als würde ich mir einen guten Blockbuster anschauen. Dann kann ich auch Fliegen oder Zaubern.

Ich liege also faul auf der Wiese – und lese ein gutes Buch. Ein dickes Buch. Ich liebe dicke Bücher. Der Titel: Die Bibel.

 

Ich schreibe euch heute schon, was ich morgen lesen werde. Und ich stelle euch wie immer ein paar Fragen.

PASSION UND ERWECKUNG JESU: 26,1–28,20

Der Todesbeschluss des Hohen Rates: 26,1–2

Und es geschah, als Jesus alle diese Reden beendet hatte, sagte er zu seinen Jüngern: Ihr wisst, dass in zwei Tagen das Paschafest ist; da wird der Menschensohn ausgeliefert, um gekreuzigt zu werden.

Eine düstere Ankündigung. Hättet ihr Jesus geglaubt, wenn er das zu euch gesagt hätte?

Die Vereinbarung des Judas mit den Hohepriestern: 26,14–16

Darauf ging einer der Zwölf namens Judas Iskariot zu den Hohepriestern und sagte: Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus ausliefere? Und sie boten ihm dreißig Silberstücke.

Von da an suchte er nach einer Gelegenheit, ihn auszuliefern.

Der Verräter ist mitten unter Jesus und den Jüngern. Das ist ja ein richtiger Krimi. Hättet ihr gedacht, dass das so spannend werden würde?

Das Mahl: 26,20–23,26–28

Als es Abend wurde, begab er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch. Und während sie aßen, sprach er: Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich ausliefern.

Da wurden sie sehr traurig und einer nach dem andern fragte ihn: Bin ich es etwa, Herr?

Er antwortete: Der die Hand mit mir in die Schüssel eintunkt, wird mich ausliefern.

Während des Mahls nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es den Jüngern und sagte: Nehmt und esst; das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, gab ihn den Jüngern und sagte: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.

Die Ankündigung der Verleugnung: 26,30,33–35

Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.

Petrus erwiderte ihm: Und wenn alle an dir Anstoß nehmen – ich werde niemals an dir Anstoß nehmen!

Jesus sagte zu ihm: Amen, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.

Da sagte Petrus zu ihm: Und wenn ich mit dir sterben müsste – ich werde dich nie verleugnen. Das Gleiche sagten auch alle Jünger.

Was für ein Vertrauen. Gibt es jemanden, dem ihr auch so vertraut? Wem? Vertraut ihr auch Gott?

Vielleicht hilft euch dabei dieses Gebet, das mir gestern jemand geschickt hat:
„Herr, bei dir bin ich sicher; wenn du mich hältst, habe ich nichts zu fürchten. Ich weiß wenig von der Zukunft, aber ich vertraue auf dich. Gib, was gut ist für mich. Nimm, was mir schaden kann.“
(John Henry Kardinal Newman)

 

Ich bin per E-Mail an junge.kirche@stclemens-kaldenkirchen.de zu erreichen.

Fußwaschung – Begreift ihr, was ich an euch getan habe? (Joh 13, 12)

Das war immer soooo peinlich! Und ich war immer dabei! Als einziger Pastor in der ganzen Gegend hielt unser alter Pastor von Kelz, meinem Heimatort, an einer alten Tradition fest: Am Gründonnerstag, im „Abendmahlgottesdienst“ wurden 12 Männern/Jungs von ihm die Füße gewaschen. Da sich keine/nicht genug „Männer“ dazu bereit erklärten, waren wir als Messdiener immer dabei.

Nur an alles denken: Füße waschen! Frische Strümpfe anziehen! Aufpassen, dass kein Loch in den Strümpfen ist (zumindest nicht im rechten Strumpf)! Fußnägel?! Aufpassen, dass die Schuhe nicht zu sehr qualmen!

Und dann saßen wir da im Chorraum, volle Kirche, und jeder mit einem roten Kopf, wenn der alte Mann, unser Pastor, vor uns auf den Knien lag, uns einen Fuß wusch und dann abtrocknete.

Später saßen wir immer zur Fußwaschung in der Kirche, weil wir mit oft mehr als 40, 50 Jugendlichen uns zu den Kartagen trafen, zusammen waren, gefastet und gebetet haben, gesungen, gekocht, Agape gehalten haben, und eben auch die Gottesdienste mitgefeiert und gestaltet haben. Fußwaschung gehörte immer dazu.

Leider ist diese Tradition am Niederrhein nicht verbreitet und vielerorts unbekannt. Dabei hat Papst Johannes Paul II eindringlich darauf hingewiesen, dass diese symbolische Handlung zum Gründonnerstag dazu gehört. Jahr für Jahr hat er das im Vatikan praktiziert. In Kaldenkirchen und Leuth tun wir das auf einfache Weise mit unseren Kommunionkindern, bieten es auch unseren Firmlingen an. Papst Franziskus geht am Gründonnertag in eines der großen Gefängnisse Roms. Dort trifft er auf wirklich „harte Jungs“. Ihnen wäscht er die Füße. So wird die Aussage noch deutlicher. Der Papst meint es ernst mit einem seiner päpstlichen „Ehren“-Titel: „Diener der Diener Gottes“!

„Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“ (Joh 13,12) das ist die alles entscheidende Frage Jesu an seine Jünger. Habt ihr das kapiert?

Natürlich nicht! Das zeigt schon die Reaktion von Petrus, der ganz konsterniert wie die anderen, Jesus nicht an sich ran lassen will. Und ich glaube, es hat eine ganze Weile, wenn nicht Monate oder Jahre gedauert, bis die Jünger das in aller Konsequenz verstanden haben.                                                                           

Es geht, so verstehe ich mittlerweile nach vielen Jahren der Fußwaschung, das Tun, die Frage und die Erklärung Jesu, um die Voraussetzung, sich mit Jesus an den Tisch zu setzen, mit ihm gemeinsam zu essen und zu trinken, zu seiner Gemeinschaft dazu zu gehören.

Dann „…..hast du keinen Anteil an mir!“ (Joh 13, 8) Das klingt hart, so ausschließlich. Denn wer ist schon zum Diener geboren? Wer dient gerne? Noch nicht mal im Auftrag Gottes! Aber wir Menschen, jeder von uns hat Glück: Jesus ist da nicht so streng. Er ist barmherzig, so wie sein Vater im Himmel. Auch so ist er Sohn Gottes!

Er liebt jeden von uns. Wir sind seine Nächsten! Deshalb will er uns ja auf den Weg bringen, mit uns unterwegs sein. Den Weg des Dienstes an dem Anderen, dem Nächsten müssen wir wohl (noch) lernen. Jeder kann Diener der Menschen sein. Dazu sind wir geschaffen. Das ist dann der Dienst auch an unserem Vater im Himmel.

In den Herausforderungen dieser Wochen spüren wir das. Unsere Gesellschaft, unsere Gemeinschaft ist darauf aufgebaut. Sie lebt davon, auch wenn wir das nicht mehr unbedingt als christliches Handeln bezeichnen. Aber der Ursprung allen, heute oft als humanistisch bezeichneten Handelns ist die Aufforderung Jesu: „Dann geh und handle genauso!“ (Lk 10, 37) Er sagt es durch die Geschichte vom Samariter. Er sagt es im größten und wichtigsten Gebot der Juden und der Christen. Und noch besser: Er tut es einfach! Für diese Überzeugung und die Treue zu seinem Vater, der ihm diese Liebe zu uns aufgetragen hat, lässt er sich an Kreuz nageln.

„Es fand ein Mahl statt……“ ( Joh, 13,2) „Weil er die Seinen liebte, liebte er sie bis ans Ende.“ (Joh 13, 1) So beginnt das Evangelium des Gründonnerstags.

ORTSWECHSEL:

Stellen Sie sich vor, irgendwann, hoffentlich bald, ist die Gefahr vorüber. Die Krise ist überwunden. Wir haben es überstanden, haben es miteinander geschafft, haben zueinander gestanden, uns geholfen, haben so weit wie möglich alle unterstützt, die jetzt so selbstlos für uns und für die Kranken arbeiten und auf sie aufpassen. Die Ängste und das Gefangensein kann abfallen von uns – und dann treffen wir uns, wir bedanken uns, wir singen und essen und trinken miteinander. Dann, ja dann wird er bei uns sein, spürbar, erlebbar. Dann werden wir Kommunion feiern.

Danke lieber Gott! Danke für Jesus, Deinen Sohn, unseren Diener und Herrn!

Junge Kirche: “Frühling lässt sein blaues Band”

Ist es nicht wunderbar, wie die Natur wieder zu wachsen beginnt? Immer wieder neu zu leben beginnt.

Die Natur – Gottes Schöpfung. Es ist doch oft so, dass ein Werk etwas von seinem Urheber, von seinem Schöpfer „mitbekommt” und seinen eigenen „Touch” hat. Hat dann nicht auch die Natur einen „Touch“ von Gott?

Viele von euch finden hier jede Menge seiner Spuren.

„Haben wir den Vogelgesang auch vor Corona so deutlich wahrgenommen? Kann man Gottes Schöpfung nun auch besser hören? Weniger Gespräche, weniger Autolärm, keine Flugzeuge, den anderen Geräuschen einmal Raum lassen! … Muss ja nicht für immer sein!“

Nein, für immer sollte es nicht sein. Denn „social distancing“ ist sicher kein dauerhafter Zustand. Aber wenn wir dann wieder unseren „Normalzustand“ haben, dann sollten wir nicht vergessen, was wir alle jetzt gerade so viel intensiver wahrnehmen.

Das Kleine und Unscheinbare.
„Seit heute morgen wohnt eine Wildbiene mit auf meinem Balkon. Ein kleines Loch in der Wand wurde zu ihrem Zuhause. Und während ich entspannt in der Sonne sitze und ein gutes Buch verschlinge, ist die Biene tüchtig und fliegt rein und raus. So bin ich nicht alleine und habe nun eine kurzfristige Mitbewohnerin.“

Das Zeichen des Bundes mit Gott.
„Häufig sieht man jetzt einen gemalten Regenbogen in den Fenstern oder auf einem Betttuch vor dem Haus.“
„Als ich die ganzen Regenbögen auf den Fenstern oder mit Kreide auf dem Boden gemalt gesehen habe, habe ich gespürt, dass man nicht alleine ist. Auch wenn man keine Freunde treffen kann und es fast schon so scheint, als wäre man von der Welt ganz schön abgeschnitten. Solche Aktionen bringen einem besonders in diesen Zeiten ein Lächeln aufs Gesicht!“

Das Zeichen der Liebe.
„Beim Spazierengehen im Feld habe ich dieses Herz am Zaun hängend gefunden. Vielleicht ist es auch ein Zeichen von Gott. Unser Herz soll zu uns sprechen.“

Mir sind auch die vielen Kreuze am Wegesrand aufgefallen.
Ein Denkmal. Ein Wegekreuz. Eine Kapelle.
Das Kreuz ist ein ganz besonderes Symbol, gerade jetzt in der Karwoche.
Ein Kreuz am Straßenrand. Kerzen und Blumen davor.
Das bedrückt mich immer, denn hier ist jemand gestorben. Das Kreuz bedeutet Tod.

Ein Gedanke, der mich wie aus dem Nichts anspringt und inmitten all der sprießenden Triebe und Knospen sehr nachdenklich macht.
Wie kann das zusammen passen? Gibt Gott mir hierzu eine Antwort?

Das ist etwas, für das ich noch Zeit brauche. Vielleicht werde ich es irgendwann einmal verstehen.
Es ist ein wichtiger Grund, warum man immer weiter suchen sollte. Nie aufzuhören, nach Gott zu suchen! Egal wie weit weg er zu sein scheint. Das hat auch jemanden von euch beschäftigt und mir dazu Folgendes geschrieben:

„Siehst du auch die Menschen beim Einkauf? Eine Verkäuferin rief laut: ‚Jetzt alle Kunden auf die linke Seite!‘ Hektisch springt Jung und Alt in Nanosekunden zur Seite. Wir gehorchen. Es geht um unsere Gesundheit. Jeder hat Verständnis. Wir bleiben auf Distanz. Springen wir auch sofort, wenn Gott etwas von uns möchte? Kann man das auch so gut sehen, wie den deutlichen Abstand zwischen den Menschen? Zwei Meter können wir begreifen … doch wie weit empfinden wir oft den Abstand zwischen uns und Gott?“

Eines, was mir hierzu spontan einfällt, ist das:

Gott ist nicht so schwierig, wie ich gerade meine. Er ist auch nicht so weit weg, wie ich meine.
Er will verstanden werden. Und er will da sein.
Er will gefunden werden. Und wenn ich gerade schwierige Fragen stelle, dann seid ihr es, die einfache Antworten geben könnt. Eure Ideen bringen mich auf Wege, die ich vorher nie eingeschlagen hätte. So komme ich weiter. Und wir alle kommen weiter.

Ich habe der Welt einen Tag lang zugehört, gestern habe ich sie mit offenen Augen betrachtet. Heute will ich sie fühlen. Ganz und gar und vollkommen.
Womit fühle ich? Was fühle ich?

 

Ich bin per E-Mail an junge.kirche@stclemens-kaldenkirchen.de zu erreichen.

Friedensgebet – Kyrie eleison

      Kyrie

„Kyrieeleison .. kyrieeleison kyriee…..le..i..sooon“

Mit dem „Kyrie eléison“ der Gemeinschaft Sant Egidio, seien alle besonders gegrüßt, die dieses Lied seit vielen Jahren singen, mitsingen. Wir, das sind die „Friedensbeter“ vom oekumenischen Friedensgebet in Kaldenkirchen, fahren seit über 20 Jahren jeden Dienstag in der Karwoche nach Aachen zu Dom, – auch mit einer Einkehr vorher oder nachher in einem Cafè oder Restaurant. Dort im Dom findet ebenso viele Jahre an diesem Dienstag-Abend das „Gebet zum Gedenken an die Glaubenszeugen unserer Tage“ statt. Wir nennen es kürzer: „Gebet für die Märtyrer unserer Zeit“. Die Gemeinschaft Sant Egidio lädt alle dazu ein.

Oft mehr als eine Stunde lang wird der Kyrie-Ruf gesungen, für jeden einzelnen Menschen, der im vergangenen Jahr für seinen Glauben an Gott, für seine Freundschaft mit Jesus, für seine Freundschaft und Treue zu den armen und notleidenden Menschen sein Leben eingesetzt hat. Sie wurden oft auf grausamste Weise ermordet. Die Gemeinschaft Sant Egidio sammelt das Zeugnis dieser Männer und Frauen aus allen christlichen Konfessionen.                

Auch an die vielen Millionen Opfer der menschenfeindlichen Ideologien des 20. Jahrhunderts wird gedacht, Opfer der nationalsozialistischen und faschistischen Regime Deutschlands, Spaniens und vieler anderer Länder, Opfer der kommunistischen Machtsysteme in Russland, dem Ostblock und China, Opfer der menschenverachtenden Mafiastrukturen in Italien und Südamerika.

Für jeden und alle wird an der Marienstatue im Oktogon des Doms eine Kerze angezündet. Jedes Mal erklingt das „Kyrie eléison“. Christen aus den evangelischen, katholischen und orthodoxen Gemeinden nehmen an diesem Gebet teil. Wir beten gemeinsam für alle Opfer. Wir beten auch für alle christlichen Gemeinden, die in so vielen Ländern immer stärker verfolgt und angegriffen werden. So gehört das Gebet für die Märtyrer für uns zur Karwoche, in der wir jedes Jahr daran erinnert werden, wie Jesus der Gewalt der Mächtigen und der Masse ausgeliefert wurde, seinem Vater, seiner Botschaft und uns allen treu blieb. Verlassen von allen Freunden ging er in den sicheren Tod. An das Leiden von Jesus und aller, die sich heute für seine Botschaft einsetzen und getötet werden, wollen wir uns auch heute erinnern, auch wenn wir uns nicht nach Aachen auf den Weg machen können.

Auch das oekumenische Friedensgebet, das wir seit dem 2. Balkankrieg vor über 20 Jahren Woche für Woche durchführen, kann zur Zeit nicht stattfinden. Es ist jeden Dienstag-Abend Treffpunkt von 12 bis 15 Betern (manchmal auch 20 und mehr), die treu und im Vertrauen auf Gottes Hilfe für den Frieden auf der Welt, Frieden zwischen den Konfessionen und Religionen, Frieden mit Natur und Umwelt und den Frieden in uns selbst beten. Wir vermissen diesen kurzen Gottesdienst um 19.00 Uhr in der evangelischen Kirche alle sehr.

Insbesondere sind die von uns betroffen, die schon ein „gesegnetes“ Alter erreicht haben und sich immer noch wie vor 20 Jahren unserem Friedensdienst verpflichtet fühlen. Das Gebet ist fester Bestandteil unserer Woche. Wir alle freuen uns auf das Treffen, auf das Beten, auf das Singen, auf die Gedanken, die von einem von uns zusammengetragen werden, auf das Reden miteinander, auch darauf, im Anschluss daran, noch gemeinsam am Kirchendreieck einzukehren. Jetzt können wir uns nicht treffen. Alle sitzen zu Hause fest. Über diese Worte und das „Kyrie“ sind wir aber verbunden.

Das ist wichtig in diesen Tagen, in denen jeder spürt, wie zerbrechlich unsere gesellschaftlichen Konventionen, unsere globalisierte Welt ist. Vieles, was über so viele Jahrzehnte in Frieden gewachsen ist, uns geschenkt wurde, löst sich unversehens auf. Wie wertvoll ist für uns gerade jetzt der Friede untereinander und mit allen Gruppen unserer Gesellschaft. Wie sehr brauchen wir den Frieden, um die Krise zu überwinden, neue Wege miteinander und zueinander zu finden.

Gerade jetzt denken und beten wir insbesondere für die Menschen in den zahllosen Kriegsgebieten und Flüchtlingslagern. Wegen der Pandemie treten ihre lebensbedrohlichen Probleme in den Hintergrund. Dabei sind sie nicht nur ihrer sowieso menschenverachtenden Lebenslage ausgeliefert, jetzt zusätzlich noch dieser Gefahr der Virusinfektion, einer zusätzlichen unmenschlichen Isolation.

Singen wir auch deshalb das „Kyrie eléison“ miteinander als Bitte an Gott, den Vater des Erbarmens, und an Jesus, der uns den Weg des Friedens und der Barmherzigkeit gelehrt hat. Nach diesen schwierigen Zeiten für uns, wenn wir hoffentlich einen neuen Weg in eine geänderte Normalität suchen und finden, freuen wir uns darauf, uns mit allen zum Friedensgebet am Dienstagabend wieder zu treffen. Vielleicht können wir uns ja auch auf sie/ auf dich freuen, denn neue Friedensbeter sind sehr und herzlich willkommen. Und der Einsatz für jede Form von Frieden ist „Lebens-notwendig“ für uns und die ganze Welt.

Ein Hinweis zum Schluss: Am Dienstag in der Karwoche, 07. März 2020, wird am Abend das Gebet für die Märtyrer der Gemeinschaft Sant Egidio stattfinden. Aus der Basilika Santa Maria di Trastevere in Rom wird sicherlich wie jeden Abend das Gebet über www.santegidio.de oder den You Tube Kanal der Gemeinschaft ab 20.00 Uhr übertragen, auch mit Übersetzung ins Deutsche. Die alte Basilika Santa Maria in Trastevere kennt der ein oder andere sicherlich von einer Romreise.

„Kyrieeleison .. kyrieeleison kyriee…..le..i..sooon“

Junge Kirche: Aufmerksamkeit dem Kleinen und Unscheinbaren

Gestern habe ich den ersten richtigen Frühlingstag ganz dem Hören gewidmet. Meine Ohren klingeln noch immer – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit jeder weiteren Stunde begleiteten mich die Glocken der Kirche, die die Zeit angesagt haben.

Und dann plötzlich – es war exakt 18:30 Uhr – läuteten sie eine ganze Zeit lang … auch heute werden die Glocken wieder um 18:30 Uhr läuten. Nehmt euch die Zeit und lauscht auf den Klang. Wenn alle lauschen, dann hat das etwas Verbindendes. Kann es sein, dass ich in dem Glockenläuten eine Spur von Gott gefunden habe?

Ich habe gestern auch den Wind gehört. Es raschelten die trockenen Blätter aus dem vergangenen Herbst. So als würde dort jemand Unsichtbares entlang gehen …

Einige von euch haben mir berichtet, dass man nun Geräusche hört, die man sonst nicht wahrnimmt. (Ich erlaube mir an dieser Stelle ein paar Zitate – natürlich anonym! Bessere Worte hätte ich nicht finden können …)

Das Zwitschern der Vögel.
„Viele Vögel sind aus dem Süden zurückgekehrt, leben jetzt wieder hier – mitten unter uns und erfreuen uns mit ihrem Gesang. Wie viele verschiedene Höhen und Tiefen die Stimmen doch haben – manche laut, manche ganz leise und nur in der Ferne zu hören.“

Musik aus einem Fenster.
„Es ist freudige Musik, ein bisschen Bass ist dabei. Ich überlege, wie es den Leuten wohl geht, die die Musik gerade hören. Ob sie sie zum Aufheitern brauchen, ob sie mit ihren Kindern wie wild durchs Wohnzimmer tanzen oder einfach da sitzen und die Sonne genießen?“

Den Wind in den Bäumen.
„Ich spüre die warme Luft, die ankündigt, dass es wieder Frühjahr wird. Ein schöner Tag!“

Ihr werdet merken, dass das alles Dinge sind, die eigentlich immer da sind. Aber doch hört man sie so oft nicht.
Ob es so auch mit Gott ist?

Wer aufmerksamer ist, der bekommt auch mehr mit von seiner Umwelt. So höre ich vielleicht auch Gott, wenn er da ist und ich ihn nur unterbewusst ausblende. Weil ich gerade nicht die Zeit habe, einfach mal zuzuhören. Nehmt euch selbst doch einmal zurück und schenkt dem Aufmerksamkeit, was klein und unscheinbar ist und trotzdem eine Daseinsberechtigung hat.

Im aufmerksamen Hören habe ich vielleicht schon mehr Spuren Gottes entdeckt als ich ahne …

Jemand von euch hat mir vorgeschlagen, dass es ja genauso auch mit den Augen klappen könnte! Da gibt es Zeichen in den Fenstern und auf den Bürgersteigen, die uns zeigen, dass wir nicht alleine sind.
Habt ihr auch schon solche Zeichen gesehen? Welche?

Mit offenen Augen durch die Welt gehen – das soll heute mein Ziel sein.
Was werde ich entdecken?

 

Ich bin per E-Mail an junge.kirche@stclemens-kaldenkirchen.de zu erreichen.

 

P.S.:

Noch etwas, auf das ich gestern aufmerksam gemacht wurde: Ist euch schon mal aufgefallen, dass die flache Seite des Stein-Hügels vor dem Eiscafé aus vielen kleinen Steinchen besteht, die ein schönes Mosaik bilden?
Eigentlich sind es nur viele kleine, einfache Steine. Aber zusammen ergeben sie ein Bild. Sie gehören zusammen.
Eine weitere Spur von Gott?

„Vielleicht ist das auch ein Bild für Gott, denn er hat uns geschaffen und zu einer Gemeinschaft zusammengefügt.“

Schaut es euch auf dem Foto an. Und wenn ihr demnächst daran vorbeikommt, dann denkt ihr daran.

Pfarren in der GdG Nettetal