Junge Kirche: Schick mir eine Blume!

Heute habe ich nicht so viele Worte für euch, sondern nur ein Bild.

Meinen Karfreitag werde ich dort oben verbringen. Inmitten all der Einsamkeit und Trostlosigkeit.

Ist hier wirklich alles tot?

Schick mir eine Blume …

… als Foto an junge.kirche@stclemens-kaldenkirchen.de.

 

Der Tod Jesu: Mt 27,45–50

Von der sechsten Stunde an war Finsternis über dem ganzen Land bis zur neunten Stunde. Um die neunte Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eli, Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Er ruft nach Elija.
Sogleich lief einer von ihnen hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf ein Rohr und gab Jesus zu trinken.
Die anderen aber sagten: Lass, wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihm hilft.

Jesus aber schrie noch einmal mit lauter Stimme. Dann hauchte er den Geist aus.

Karfreitag – grausame Realität

Auch zu Karfreitag fallen mir zuallererst zwei Szenen ein:

Szene 1:        Jedes Mal, wenn unsere Kindergartenkinder die Kirche besuchen, dann stehen einige mit großen Augen da und schauen das riesige Kreuz an, das über dem Chorraum schwebt. „Ist das Jesus?“ fragen sie eingeschüchtert. „Das ist nicht richtig Jesus, nur eine Figur, wie ein Bild!“ Mit dieser Antwort sind auch die Kleinsten natürlich nur halb zufrieden, denn die ganze Grausamkeit der Kreuzdarstellung erschreckt sie deutlich.

Szene 2:        Vor ein paar Jahren haben wir am Karfreitag-Morgen die Kinder zu unserem „Kinder-Kreuzweg“ noch an den Kreuzwegdarstellungen unter der Orgelbühne versammelt. Die Bilder, die da zu sehen sind, haben einen Jungen regelmäßig „aus den Latschen gekippt“. Er war so angespannt, dass er kreideweiß wurde und umfiel.

Es ist nun mal so: der Karfreitag ist ein Tag der grenzenlosen Gewalt, des von Menschen verursachten Grauens. Das ist nichts für zart besaitete Seelen. Da schauen wir lieber nicht hin. Oder doch: Noch vor einigen Jahrzehnten waren Monumentalfilme und sogar ein Musical, in denen das Leiden Jesu dargestellt wurde, große Kino- und Fernseherfolge. Erst als das ganze vor etwa 15 Jahren zu realistisch, zu gewalttätig dargestellt wurde, gab es Proteste.

Andererseits, wenn ich daran denke, was wir tagtäglich an Grausamkeiten über Fernsehen, Internet, Kinofilme, Videos konsumieren, ………

Ein Krimi im Fernsehen ist doch umso interessanter, je realistischer ein Gewaltverbrechen dargestellt wird, barbarisch und oft in Zeitlupe wiederholt. Action-Filme triefen von Blut und den abscheulichsten Darstellungen, von Horrorfilmen und Video-Spielen ganz zu schweigen. An den Konsolen, beim Spielen auf der Plattform kann jeder, vom Kind bis zum Greis, so viele Menschen und Tiere abknallen, wie er Lust dazu verspürt. Mit unsagbarer und perfektionierter Gewalt wird jede Form von Grausamkeit täglich von einer riesigen Zahl von Menschenkindern ausgeübt, als „Spiel“ verkauft – sogar so lange, bis der ein oder andere aus dieser Scheinwelt nicht mehr herausfindet.

Und die Realität: In der Wirklichkeit sind wir von diesen Gewaltexzessen in den letzten Wochen und Monaten eingeholt worden. Auch hier in Deutschland, der westlichen Welt, wo die Menschen doch seit 70 Jahren in einem friedlichen, normalen Umfeld leben, haben sich Hass, Verleumdungen, vielerlei Unmenschlichkeiten und Gewaltverbrechen breit gemacht. Ein Blick in andere Gegenden der Welt und auch in viele Nebenschauplätze bei uns lassen uns genauso erschrecken und erzittern wie die Kinder in der Kirche beim Anblick des Kreuzes.

Das Kreuz am Karfreitag, der Kreuzweg Jesu macht jedem von uns sehr eindringlich deutlich, wozu wir Menschen fähig sind, (und das, seitdem es Menschen gibt). Davor können und dürfen wir nicht die Augen verschließen. Dagegen muss jeder seine Stimme erheben und mit allem, was er hat, dagegen stemmen. Der Karfreitag in seiner menschenverachtenden und damit Gott verleugnenden Grausamkeit ruft uns alle auf, sich gemeinsam gegen jede Art von Gewalt einzusetzen, in jeder Form, an jedem Ort mit den Mitteln der Liebe und Barmherzigkeit, des Friedens und der Freundschaft.

Das ist die Botschaft Jesu. Dafür ist er gestorben. So kann er, so kann Gott bei uns sein, in unseren Gemeinschaften auferstehen und mit uns leben. Das ist die Erfahrung des Christentums, dessen Geschichte bis heute ja auch durch eigene, unsägliche Gewalt und erfahrene Grausamkeiten geprägt ist. So haben es die Freunde von Jesus bezeugt, auch wenn sie sich am Karfreitag feige versteckt haben, sich nach Jesu Tod eingeschlossen haben vor Angst. Sie sind ins Leben zurückgekehrt. Das war, das ist bis heute eine neue, unsere für alle Menschen lebenswerte und liebenswerte christliche Art zu leben.

B.M.

Oster-Specials von Rainer Oberthür

Angesichts des Ausfalls aller Gottesdienste und Zusammenkünfte in den Gemeinden und im Religionsunterricht biete ich meine meine „Ostererzählung“ als Youtube-Video an. Dankenswerterweise bekam ich hierfür die Zusage vom Gabriel-Verlag. Das Video – erstellt mit Hilfe meines Sohnes Daniel in Spanien – steht seit Freitag für eine begrenzte Zeit zur Verfügung und wird erfreulich oft aufgerufen, was die große Sehnsucht in den Familien widerspiegelt, das Osterfest nicht ausfallen zu lassen, vielleicht daheim sogar intensiver zu begehen als sonst.

https://www.youtube.com/watch?v=xL6EYH2pzvg

Bereits am letzten Mittwoch habe ich ein „Oster-Special für alle im Haus“ auf meiner Homepage eingestellt, mit einem Einführungstext und 13 Downloads sowohl für die Familie, aber natürlich auch für Religionsunterricht und Gemeinde, wenn es dort weitergeht …

http://www.rainer-oberthuer.de/material/

Herzlich dankt und grüßt Sie und wünscht Glück, Gesundheit und Geduld sowie ein frohmachendes und sinnstiftendes Osterfest, trotzdem und jetzt erst recht,

Ihr Rainer Oberthür

Junge Kirche: „Und wenn ich mit dir sterben müsste – ich werde dich nie verleugnen“

Das Abendmahl. Ein letztes Mal essen Jesus und seine Jünger zusammen. Jesus weiß, dass es das letzte Mal ist. Aber wissen seine Freunde das auch? Jesus macht mehrfach Ankündigungen von dem, was ihm bevorsteht. Aber hören die Jünger ihm zu? Verstehen sie ihn?

So ist das mit Freunden. Manchmal bedrückt sie etwas – aber wir hören nicht zu. Wir merken es nicht. Wir denken, das legt sich schon wieder.

Und dann der Verräter unter ihnen. Mitten unter ihnen. Versteckt und unerkannt. Aber Jesus weiß auch um ihn.

Warum lässt er das alles zu, wenn er es doch jetzt schon weiß? Das habe ich mich schon öfter gefragt und kann darüber nur immer wieder staunen.

Wie mutig. Wie entschlossen. Wie selbstlos.

So will ich auch sein. Ob ich das jemals schaffen werde?
Heute morgen habe ich gelesen: „Ich wünsche dir, dass du immer ganz fest an dich selbst glaubst.“
Wie passend ist dieser Spruch für den heutigen Tag. An mich selbst glauben. Auf mich vertrauen.

Das ist nicht einfach, wenn ich doch weiß, wie feige, wie wankelmütig, wie egoistisch ich doch bin. So gar nicht wie Jesus.

Würde ich so wie Petrus meinen Freunden mein Leben anvertrauen? Kann ich jemandem so sehr vertrauen?

Bedingungsloses Vertrauen – wie der Säugling zur Mutter. Ein Urvertrauen, geprägt durch die Kindheit.

Jemand von euch hat mich heute gefragt, ob man auch im Erwachsenen-Alter noch Urvertrauen findet?
Bei den Eltern? Bei den Geschwistern? Bei den Freunden?

Bei Gott?
Jesus tut das. Er ist verzweifelt, er hat große Angst, denn er weiß, was kommen wird. Aber er nimmt es an. Er vertraut.

Vertrauen auch wir.

Eine große Aufgabe.

 

Heute will ich nicht vorwegnehmen, was morgen passieren wird. Morgen ist ein „stiller Feiertag“. Es ist Karfreitag.

Ich packe meine Bibel in meinen Rucksack. Es ist Zeit, weiter zu gehen. Meine Suche fortzusetzen.
Wohin gehe ich? Wie werde ich meinen Karfreitag verbringen?

 

Ich bin per E-Mail an junge.kirche@stclemens-kaldenkirchen.de zu erreichen.

Junge Kirche: Ein richtiger Krimi

Spurensuche – Tag 5.

Ich ziehe eine Zwischenbilanz: Bin ich weiter gekommen auf meiner Suche? Habe ich Gott gefunden? Bin ich jetzt fertig? Kann ich jetzt aufhören, jeden Tag von mir zu erzählen und durch die Straßen zu laufen und mir so viele Gedanken zu machen?

Mit euch zusammen habe ich viele Zeichen gefunden und Gottes Spuren in der Welt gesehen.

Heute habe ich mich faul auf die Wiese gelegt. Wollte mal eine Pause haben von meiner ständigen Suche. Mal eine Auszeit nehmen.
Einen Tag ohne Gott. Geht das?

Ich liege auf der Wiese. Und es erreicht mich eine Nachricht von einem von euch. Na toll, denke ich, und überfliege schnell den Text – das kann ich doch noch später … oh, was ist das denn?

Jemand schrieb mir Folgendes:
„Ich fühle die Sonne auf meiner Haut. Nach den langen dunklen Wintermonaten und dem stürmischen Jahresanfang genieße ich ihre Wärme und Intensität. Ob Gott mir vielleicht jetzt in dieser Zeit des Abstands durch seine Sonne die Wärme geben will, die ich zum Leben brauche?
Und da ist noch der Wind, ja der Wind, aktuell kein Sturm, Orkan oder sonst Angst Einflößendes. Der Wind pustet mir die Haare ins Gesicht, lässt die Bäume rauschen. Er vertreibt den Gedanken daran, was wir aktuell alles nicht tun dürfen und können und macht den Kopf frei. Vielleicht ist auch er ein Zeichen von Gott, er hilft uns positiv zu bleiben, negative Gedanken beiseite zu schieben. Der Wind trägt unsere Sorgen davon, sie lösen sich im Wind auf.“

Und dann liege ich auf der Wiese und fühle es. Genau das.

Ich brauchte nur jemanden, der es mir zeigt. Der mich darauf aufmerksam macht. So ist es auch mit Gott. Es gibt Menschen, die zeigen uns, dass Gott da ist. Sie erzählen uns von ihm. Sie sorgen dafür, dass wir ihn besser kennenlernen.

Einer dieser Menschen, die uns von ihm erzählen, ist von Gott selbst dazu geschickt worden. Es ist sein eigener Sohn.

Er ist zu uns gekommen, um uns von Gott zu erzählen. Wer sollte Gott besser kennen als sein eigener Sohn?
Dieser Sohn war selbst ein Mensch – genauso wie wir. Wer sollte ihn also besser verstehen können als wir Menschen?

Ja, es ist seltsam und schwer zu verstehen. Gerne hätte ich diesem Menschen zugehört. Hätte er mich begeistert? Hätte ich sofort verstanden, was er meint?

Ich will in den nächsten Tagen Jesus besser kennen lernen. Denn Jesus kann mir von Gott erzählen – und das aus erster Hand. Er ist ja schließlich sein Sohn.

Morgen ist Gründonnerstag, Jesus lädt ein zum Essen. Zum Abendmahl.

Wir dürfen gerade unsere Freunde nicht treffen. Aber davon zu erfahren, wie Jesus es getan hat, ist erlaubt. Das ist so, als würde ich mir einen guten Blockbuster anschauen. Dann kann ich auch Fliegen oder Zaubern.

Ich liege also faul auf der Wiese – und lese ein gutes Buch. Ein dickes Buch. Ich liebe dicke Bücher. Der Titel: Die Bibel.

 

Ich schreibe euch heute schon, was ich morgen lesen werde. Und ich stelle euch wie immer ein paar Fragen.

PASSION UND ERWECKUNG JESU: 26,1–28,20

Der Todesbeschluss des Hohen Rates: 26,1–2

Und es geschah, als Jesus alle diese Reden beendet hatte, sagte er zu seinen Jüngern: Ihr wisst, dass in zwei Tagen das Paschafest ist; da wird der Menschensohn ausgeliefert, um gekreuzigt zu werden.

Eine düstere Ankündigung. Hättet ihr Jesus geglaubt, wenn er das zu euch gesagt hätte?

Die Vereinbarung des Judas mit den Hohepriestern: 26,14–16

Darauf ging einer der Zwölf namens Judas Iskariot zu den Hohepriestern und sagte: Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus ausliefere? Und sie boten ihm dreißig Silberstücke.

Von da an suchte er nach einer Gelegenheit, ihn auszuliefern.

Der Verräter ist mitten unter Jesus und den Jüngern. Das ist ja ein richtiger Krimi. Hättet ihr gedacht, dass das so spannend werden würde?

Das Mahl: 26,20–23,26–28

Als es Abend wurde, begab er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch. Und während sie aßen, sprach er: Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich ausliefern.

Da wurden sie sehr traurig und einer nach dem andern fragte ihn: Bin ich es etwa, Herr?

Er antwortete: Der die Hand mit mir in die Schüssel eintunkt, wird mich ausliefern.

Während des Mahls nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es den Jüngern und sagte: Nehmt und esst; das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, gab ihn den Jüngern und sagte: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.

Die Ankündigung der Verleugnung: 26,30,33–35

Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.

Petrus erwiderte ihm: Und wenn alle an dir Anstoß nehmen – ich werde niemals an dir Anstoß nehmen!

Jesus sagte zu ihm: Amen, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.

Da sagte Petrus zu ihm: Und wenn ich mit dir sterben müsste – ich werde dich nie verleugnen. Das Gleiche sagten auch alle Jünger.

Was für ein Vertrauen. Gibt es jemanden, dem ihr auch so vertraut? Wem? Vertraut ihr auch Gott?

Vielleicht hilft euch dabei dieses Gebet, das mir gestern jemand geschickt hat:
„Herr, bei dir bin ich sicher; wenn du mich hältst, habe ich nichts zu fürchten. Ich weiß wenig von der Zukunft, aber ich vertraue auf dich. Gib, was gut ist für mich. Nimm, was mir schaden kann.“
(John Henry Kardinal Newman)

 

Ich bin per E-Mail an junge.kirche@stclemens-kaldenkirchen.de zu erreichen.

Fußwaschung – Begreift ihr, was ich an euch getan habe? (Joh 13, 12)

Das war immer soooo peinlich! Und ich war immer dabei! Als einziger Pastor in der ganzen Gegend hielt unser alter Pastor von Kelz, meinem Heimatort, an einer alten Tradition fest: Am Gründonnerstag, im „Abendmahlgottesdienst“ wurden 12 Männern/Jungs von ihm die Füße gewaschen. Da sich keine/nicht genug „Männer“ dazu bereit erklärten, waren wir als Messdiener immer dabei.

Nur an alles denken: Füße waschen! Frische Strümpfe anziehen! Aufpassen, dass kein Loch in den Strümpfen ist (zumindest nicht im rechten Strumpf)! Fußnägel?! Aufpassen, dass die Schuhe nicht zu sehr qualmen!

Und dann saßen wir da im Chorraum, volle Kirche, und jeder mit einem roten Kopf, wenn der alte Mann, unser Pastor, vor uns auf den Knien lag, uns einen Fuß wusch und dann abtrocknete.

Später saßen wir immer zur Fußwaschung in der Kirche, weil wir mit oft mehr als 40, 50 Jugendlichen uns zu den Kartagen trafen, zusammen waren, gefastet und gebetet haben, gesungen, gekocht, Agape gehalten haben, und eben auch die Gottesdienste mitgefeiert und gestaltet haben. Fußwaschung gehörte immer dazu.

Leider ist diese Tradition am Niederrhein nicht verbreitet und vielerorts unbekannt. Dabei hat Papst Johannes Paul II eindringlich darauf hingewiesen, dass diese symbolische Handlung zum Gründonnerstag dazu gehört. Jahr für Jahr hat er das im Vatikan praktiziert. In Kaldenkirchen und Leuth tun wir das auf einfache Weise mit unseren Kommunionkindern, bieten es auch unseren Firmlingen an. Papst Franziskus geht am Gründonnertag in eines der großen Gefängnisse Roms. Dort trifft er auf wirklich „harte Jungs“. Ihnen wäscht er die Füße. So wird die Aussage noch deutlicher. Der Papst meint es ernst mit einem seiner päpstlichen „Ehren“-Titel: „Diener der Diener Gottes“!

„Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“ (Joh 13,12) das ist die alles entscheidende Frage Jesu an seine Jünger. Habt ihr das kapiert?

Natürlich nicht! Das zeigt schon die Reaktion von Petrus, der ganz konsterniert wie die anderen, Jesus nicht an sich ran lassen will. Und ich glaube, es hat eine ganze Weile, wenn nicht Monate oder Jahre gedauert, bis die Jünger das in aller Konsequenz verstanden haben.                                                                           

Es geht, so verstehe ich mittlerweile nach vielen Jahren der Fußwaschung, das Tun, die Frage und die Erklärung Jesu, um die Voraussetzung, sich mit Jesus an den Tisch zu setzen, mit ihm gemeinsam zu essen und zu trinken, zu seiner Gemeinschaft dazu zu gehören.

Dann „…..hast du keinen Anteil an mir!“ (Joh 13, 8) Das klingt hart, so ausschließlich. Denn wer ist schon zum Diener geboren? Wer dient gerne? Noch nicht mal im Auftrag Gottes! Aber wir Menschen, jeder von uns hat Glück: Jesus ist da nicht so streng. Er ist barmherzig, so wie sein Vater im Himmel. Auch so ist er Sohn Gottes!

Er liebt jeden von uns. Wir sind seine Nächsten! Deshalb will er uns ja auf den Weg bringen, mit uns unterwegs sein. Den Weg des Dienstes an dem Anderen, dem Nächsten müssen wir wohl (noch) lernen. Jeder kann Diener der Menschen sein. Dazu sind wir geschaffen. Das ist dann der Dienst auch an unserem Vater im Himmel.

In den Herausforderungen dieser Wochen spüren wir das. Unsere Gesellschaft, unsere Gemeinschaft ist darauf aufgebaut. Sie lebt davon, auch wenn wir das nicht mehr unbedingt als christliches Handeln bezeichnen. Aber der Ursprung allen, heute oft als humanistisch bezeichneten Handelns ist die Aufforderung Jesu: „Dann geh und handle genauso!“ (Lk 10, 37) Er sagt es durch die Geschichte vom Samariter. Er sagt es im größten und wichtigsten Gebot der Juden und der Christen. Und noch besser: Er tut es einfach! Für diese Überzeugung und die Treue zu seinem Vater, der ihm diese Liebe zu uns aufgetragen hat, lässt er sich an Kreuz nageln.

„Es fand ein Mahl statt……“ ( Joh, 13,2) „Weil er die Seinen liebte, liebte er sie bis ans Ende.“ (Joh 13, 1) So beginnt das Evangelium des Gründonnerstags.

ORTSWECHSEL:

Stellen Sie sich vor, irgendwann, hoffentlich bald, ist die Gefahr vorüber. Die Krise ist überwunden. Wir haben es überstanden, haben es miteinander geschafft, haben zueinander gestanden, uns geholfen, haben so weit wie möglich alle unterstützt, die jetzt so selbstlos für uns und für die Kranken arbeiten und auf sie aufpassen. Die Ängste und das Gefangensein kann abfallen von uns – und dann treffen wir uns, wir bedanken uns, wir singen und essen und trinken miteinander. Dann, ja dann wird er bei uns sein, spürbar, erlebbar. Dann werden wir Kommunion feiern.

Danke lieber Gott! Danke für Jesus, Deinen Sohn, unseren Diener und Herrn!

Junge Kirche: “Frühling lässt sein blaues Band”

Ist es nicht wunderbar, wie die Natur wieder zu wachsen beginnt? Immer wieder neu zu leben beginnt.

Die Natur – Gottes Schöpfung. Es ist doch oft so, dass ein Werk etwas von seinem Urheber, von seinem Schöpfer „mitbekommt” und seinen eigenen „Touch” hat. Hat dann nicht auch die Natur einen „Touch“ von Gott?

Viele von euch finden hier jede Menge seiner Spuren.

„Haben wir den Vogelgesang auch vor Corona so deutlich wahrgenommen? Kann man Gottes Schöpfung nun auch besser hören? Weniger Gespräche, weniger Autolärm, keine Flugzeuge, den anderen Geräuschen einmal Raum lassen! … Muss ja nicht für immer sein!“

Nein, für immer sollte es nicht sein. Denn „social distancing“ ist sicher kein dauerhafter Zustand. Aber wenn wir dann wieder unseren „Normalzustand“ haben, dann sollten wir nicht vergessen, was wir alle jetzt gerade so viel intensiver wahrnehmen.

Das Kleine und Unscheinbare.
„Seit heute morgen wohnt eine Wildbiene mit auf meinem Balkon. Ein kleines Loch in der Wand wurde zu ihrem Zuhause. Und während ich entspannt in der Sonne sitze und ein gutes Buch verschlinge, ist die Biene tüchtig und fliegt rein und raus. So bin ich nicht alleine und habe nun eine kurzfristige Mitbewohnerin.“

Das Zeichen des Bundes mit Gott.
„Häufig sieht man jetzt einen gemalten Regenbogen in den Fenstern oder auf einem Betttuch vor dem Haus.“
„Als ich die ganzen Regenbögen auf den Fenstern oder mit Kreide auf dem Boden gemalt gesehen habe, habe ich gespürt, dass man nicht alleine ist. Auch wenn man keine Freunde treffen kann und es fast schon so scheint, als wäre man von der Welt ganz schön abgeschnitten. Solche Aktionen bringen einem besonders in diesen Zeiten ein Lächeln aufs Gesicht!“

Das Zeichen der Liebe.
„Beim Spazierengehen im Feld habe ich dieses Herz am Zaun hängend gefunden. Vielleicht ist es auch ein Zeichen von Gott. Unser Herz soll zu uns sprechen.“

Mir sind auch die vielen Kreuze am Wegesrand aufgefallen.
Ein Denkmal. Ein Wegekreuz. Eine Kapelle.
Das Kreuz ist ein ganz besonderes Symbol, gerade jetzt in der Karwoche.
Ein Kreuz am Straßenrand. Kerzen und Blumen davor.
Das bedrückt mich immer, denn hier ist jemand gestorben. Das Kreuz bedeutet Tod.

Ein Gedanke, der mich wie aus dem Nichts anspringt und inmitten all der sprießenden Triebe und Knospen sehr nachdenklich macht.
Wie kann das zusammen passen? Gibt Gott mir hierzu eine Antwort?

Das ist etwas, für das ich noch Zeit brauche. Vielleicht werde ich es irgendwann einmal verstehen.
Es ist ein wichtiger Grund, warum man immer weiter suchen sollte. Nie aufzuhören, nach Gott zu suchen! Egal wie weit weg er zu sein scheint. Das hat auch jemanden von euch beschäftigt und mir dazu Folgendes geschrieben:

„Siehst du auch die Menschen beim Einkauf? Eine Verkäuferin rief laut: ‚Jetzt alle Kunden auf die linke Seite!‘ Hektisch springt Jung und Alt in Nanosekunden zur Seite. Wir gehorchen. Es geht um unsere Gesundheit. Jeder hat Verständnis. Wir bleiben auf Distanz. Springen wir auch sofort, wenn Gott etwas von uns möchte? Kann man das auch so gut sehen, wie den deutlichen Abstand zwischen den Menschen? Zwei Meter können wir begreifen … doch wie weit empfinden wir oft den Abstand zwischen uns und Gott?“

Eines, was mir hierzu spontan einfällt, ist das:

Gott ist nicht so schwierig, wie ich gerade meine. Er ist auch nicht so weit weg, wie ich meine.
Er will verstanden werden. Und er will da sein.
Er will gefunden werden. Und wenn ich gerade schwierige Fragen stelle, dann seid ihr es, die einfache Antworten geben könnt. Eure Ideen bringen mich auf Wege, die ich vorher nie eingeschlagen hätte. So komme ich weiter. Und wir alle kommen weiter.

Ich habe der Welt einen Tag lang zugehört, gestern habe ich sie mit offenen Augen betrachtet. Heute will ich sie fühlen. Ganz und gar und vollkommen.
Womit fühle ich? Was fühle ich?

 

Ich bin per E-Mail an junge.kirche@stclemens-kaldenkirchen.de zu erreichen.

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